Bis April 2025 können die sieben künstlerisch gestalteten Litfaßsäulen in Bischofsheim erkundet werden. Nutzen Sie das milde Wetter für einen Spaziergang entlang der Kunst-Route. Die Säulen sind so unterschiedlich wie ihre Künstler: Sie bieten eine breite Palette an Motiven, Themen und Techniken – für jeden Geschmack etwas.
Unten im Meer
Die jüngsten Gestalter sind die Kinder der KiTa Parkweg in Bischofsheim, unterstützt von ihren Erziehern. Sie bemalten ihre Säule mit Unterwassermotiven. Auch weniger Kunstbeflissene erkennen die eindeutigen Illustrationen und klare Botschaft: Öltonnen und anderer (Plastik-)Müll bedrohen die farbenfrohen und liebenswerten Meeresbewohner wie Fische, Seesterne und Korallen.
Gibt es dieses Bild?
Die Säule von Karin Rahts, der ältesten Künstlerin der Ausstellung, steht nur wenige Meter entfernt. Ihr Bild besteht aus zwei Teilen und lässt Raum für Interpretationen: Ein schwarzer Vogel mit einem dürren Zweig im Schnabel fliegt vor einem roten Himmel. Darunter steht der Titel ihres Werks: „Bilder, die es nur gibt, wenn man sie kopiert hat“ – ein Zitat von Yoko Ono.
Kunst der Sprache
Bei Gisela Winterling geht es nicht um Bildende Kunst, sondern um Sprachkunst. Die Kostheimer Germanistin, Literaturwissenschaftlerin und Autorin wandelt Werbeslogans ab. „Poesie Zero Zucker“ und „Katzen würden Gedichte kaufen“ sind Beispiele, mit denen sie für Lyrik wirbt. Ihre Säule trägt den Namen „Poesie lässt dich nicht im Stich“.
Kiosk als Kulturelement
Der junge Künstler Jan Lenert aus Mainz hat sein Kunstprojekt „Trinkhalle 4“ dem Kiosk am Mainzer Bismarckplatz gewidmet. Mit seiner Fotografie dieses weniger beachteten Treffpunkts möchte er auf „ein Herzstück“ seines Wohnviertels aufmerksam machen und zugleich auf die soziale und gesellschaftliche Bedeutung solcher Orte hinweisen.
Schicksalsschläge
Natascha Pranz‘ Werk „Lilith“ ist ein berührendes Gedenkstück. Es zeigt den Körper ihrer 2016 verstorbenen Tochter Lilith-Elena, den die Künstlerin bildlich und symbolisch in einen Engel verwandelt hat. Im Original handelt es sich um ein reliefartiges Bild. Pranz schafft damit ein Denkmal und erinnert den Betrachter an die Sterblichkeit.
Gedenken
Alexander Neiß, Mitglied der Rüsselsheimer Künstlergruppe „Team Antigrau“, erinnert mit seinem Graffiti auch an einen geliebten Menschen: seine verstorbene Ur-Oma Olga Schad aus Bischofsheim. Er porträtierte sie mit Sprühfarben in schwarz-weiß Tönen vor einem leuchtend blauen Hintergrund. Sein Werk trägt den schlichten Titel „Gesicht“.
Wandel und Veränderung
Die Säule „Zyklen“ von Claudia Eckstein-Strehlow und Manfred Strehlow zeigt etwa 20 Bilder, die einen Einblick in verschiedene Schaffenszyklen der Künstlerin geben. Gemeinsam mit ihrem Mann Manfred hat Eckstein-Strehlow ihre reliefhaften Ölbilder fotografiert, digital bearbeitet und auf ein wetterfestes Banner gedruckt, das die Säule umhüllt.
Ingrid Komossa
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