Die Menschen und Institutionen, die der KOMPASS vereint: vorne l.n.r. Peter Eckert (Ordnung und Soziales, Bischofsheim), Sabine Bächle-Scholz (MdL), Karin Wehner (Gemeindevorstand Bischofsheim), Thorsten Siehr (Bürgermeister von GiGu), Stefan Sauer (Staatssekretär Hessen), Heidrun Wilescheck (Polizeihauptkommisarin) // hinten r.n.l.: Björn Gutzeit (Polizeipräsident Südhessen), Jens Rübeling (Ordnung und Soziales, Bischofsheim), Daniel Josef (Bürgerservice, Ordnung und Kultur, GiGu), Tim Heinen (Polizeibeamter)
Zugegeben: Meine Erwartungen waren gering, als ich am vergangenen Freitag der Übergabe der KOMPASS-Plakette an die Mainspitz-Kommunen beiwohnte. „Vielleicht ist es nur ein weiteres, bürokratisches Programm, welches nur Verwaltungsarbeit aufwirft, statt Bürgerprobleme zu lösen?“ dachte ich, bevor mich Polizeihauptkomissarin Heidrun Wileschek vom Gegenteil überzeugte. Das Projekt sorgte in Modellkommunen bereits für spürbare und nachhaltige Sicherheitsmaßnahmen. Ein positiver Effekt, den sich auch Bischofsheim und Ginsheim-Gustavsburg wünschen und dafür eine neue Richtung einschlagen: Gemeinsam mit den Bürgern und der Polizei, sowie einer weiteren Perspektive. Diese schaut nicht auf Zahlen und Fakten, sondern interessiert sich für das Gefühl der Menschen der Mainspitze.
Fehlende Beleuchtung, verschmutzte Bahnhöfe, vermüllte Spazierwege – sind nur drei Beispiele von Dingen, die Bürger in anderen „Kompass-Kommunen“ bei Befragungen als Problem aufzählten. Schnell folgten konkrete Maßnahmen, wie Lichtinstallationen und Entmüllung, die durch unkomplizierte Zusammenarbeit der Kommunen mit der Polizei gepägt waren. „Öffentliche Orte konnten durch den Einsatz kommunaler Bauhöfe entmüllt werden, bei Bahnhöfen setzten wir auf die Zusammenabeit mit der Bahn- und Bundespolizei“, erklärt Polizeihauptkomissarin Heidrun Wileschek.
Bürgerbeteiligung
Neben den Hinweisen, die den Ordnungsämter von Bischofsheim und Ginsheim-Gustavsburg bereits vorliegen bitten die Verwaltungen aktiv um Beteiligung der Bürger. Hierfür stellen die Kommunen einen Onlinefragebogen zur Verfügung, den jeder Mainspitzbewohner anonym ausfüllen kann. Die neue „KOMPASS-Region Mainspitze“ interessiert sich dafür, wo aus Sicht der Bürger die größten Probleme bestehen, an welchen Orten sie sich unsicher fühlen und welche Vorschläge sie haben, um die Sicherheit zu verbessern. Drei Antworten pro Frage sind möglich. Lediglich die Heimatkommune, das Geschlecht und das Alter müssen angegeben werden. Für Menschen ohne Internet liegen die Fragebögen beim Bürgerservice und im Rathaus Bischofsheim, sowie in den Bürgerbüros Ginsheim-Gustavsburg aus. Eine anonymisierte Rückgabe der ausgefüllten Befragungen ist dort ebenfalls möglich. „Ich hoffe, dass viele Bürgerinnen und Bürger mitmachen“, sagte Bürgermeister Thorsten Siehr.
Gemeinsam
Um das Sicherheitsgefühl der Bürger mainspitzweit zu erhöhen entschieden sich die Kommunalparlamente von GiGu und Bischem einstimmig für die Kompassregion Mainspitze. „Unser Ziel ist es, den Schutzmann vor Ort zu gewinnen“, visioniert Karin Wehner als Mitglied des Bischofsheimer Gemeindevorstands. „Ich sehe die KOMPASS-Region Mainspitze als eine große Chance noch stärker an der Basis zu sein. Und das ist ganz wichtig“, so die Kommunalpolitikerin. In einem gemeinsamen Präventionsrat wollen sich die Mainspitzkommunen künftig regelmäßig austauschen. Ein Vorhaben, welches durch die Anwesenheit leitender Mitarbeiter von Bischofsheim und Ginsheim-Gustavsburg untermauert wurde. „Beide Ordnungsämter profitieren schon länger vom direkten Draht zur Nachbarkommune. Es ist sinnvoll, diese Zusammenarbeit zu intensivieren“, betonte der Fachbereichsleiter Daniel Josef, während ihm seine Bischofsheimer Kollegen Peter Eckert und Jens Rübeling nickend zustimmten.
Polizeistatistik sind „nur“ Zahlen
GiGu ist die 134. und Bischofsheim die 135. KOMPASS-Kommune des Landes Hessen. „Rund 3,1, Millionen Menschen profitieren bereits vom KOPMPASS-Programm. Das ist halb Hessen“, freut sich Staatssekretär Stefan Sauer. Die bisherigen Erfolge in den Kompassregionen machen deutlich, wie Sicherheit empfunden wird. „Die Zahlen der Polizeistatistik spiegelt nicht immer das Gefühl vor Ort wider. Wir wollen, dass sich die Menschen dort, wo sie leben wohlfühlen. KOMPASS macht Sicherheit zu einer gemeinsamen Aufgabe. Durch Netzwerke wächst zusammen, was zusammen gehört“, so Staatssekretär Stefan Sauer.
Der südhessische Polizeipräsident Björn Gutzeit sieht in der Kompassidee auch eine Antwort auf eine gesellschaftliche Entwicklung. „Menschen denken zunehmend nur an sich. Auch das Engagement in Vereinen geht zurück. Prävention geht aber nur gemeinsam. Daher bin ich von der Zusammenarbeit zwischen Bürgern, Polizei und Ordnungsämtern überzeugt“, so der Polizeipräsident. Es gehe um subjektive Sicherheit. Die Antworten auf die Bürgerfrage „wo drückt der Schuh“ seien ein Gewinn für alle Beteiligten. „Überall kann etwas optimiert werden, auch wenn es manchmal nur das Herunterschneiden einer Hecke ist, um Sichtachsen zu schaffen“, betont Björn Gutzeit, der die Rückmeldungen der Menschen mit Spannung erwartet.
Die KOMPASS Bürgerbefragung läuft noch bis 31.12.2022. Jeder darf teilnehmen.
Axel S.
Zur Umfrage
„Wir werden als Polizei alles tun, damit dieser Weg erfolgreich wird.“
Björn Gutzeit, Polizeipräsident Südhessen
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