Gemeinsam innehalten: Vor zwei Jahren begann am 24. Februar 2022 der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Am 24. Februar diesen Jahres luden die Gemeinde Bischofsheim und die Stadt Ginsheim-Gustavsburg zu einer Gedenkveranstaltung in den Bischofsheimer Rosengarten. Über 100 Menschen demonstrierten ihre Anteilnahme. Nachdenklich lauschten sie den Grußworten der Bürgermeister und ließen sich durch den Einblick ins Leben der Ukrainerin Martha Melnychuk tief berühren. Neben einer Vielzahl von blau-gelben Ukraineflaggen stach die Regenbogenfahne von Wolfgang Bleith (Bischofsheimer Kommunalpolitiker der GALB) ins Auge. Die Aufschrift plakatierte, was sich alle wünschten: „Pace“ (deutsch: Frieden).
„Vor zwei Jahren (...) wachte meine Familie um 5 Uhr morgens durch vier Raketenexplosionen in der Nähe unseres Dorfes auf. Die Kinder fingen an zu weinen und wir verstanden nicht, was los war. Wir schauten auf unsere Handys und lasen die Nachrichten über Explosionen in vielen Städten (...) der Ukraine“, liest Martha Melnuchuk vor. Schweigen. Mit ihren Worten verdeutlichte die 36-jährige Ukrainerin, was Krieg bedeutet: Verzweiflung, Traurigkeit und Tod. Martha floh mit ihrem Mann und ihren zwei kleinen Kindern nach Bischofsheim. Über die neuen Freundschaften in Deutschland freut sie sich, ihre Gedanken sind bei ihren Landsleuten in der Ukraine: „Die ersten Menschen, die ich in Deutschland traf, waren Sven Buschlinger (Bischofsheimer Unternehmer und Vorsitzender des OGV) und seine Schwester Julia. Wir sind aufrichtig dankbar für ihre Hilfe.“
Gegen das Vergessen stehn
Sehr emotional trat die Bürgermeisterin von Bischofsheim ans Mikrofon. „Ich weinte fassungslos“, erinnert sich Lisa Gößwein (SPD) an den Moment, als sie die Nachrichten der ersten Kriegsstunden erreichte. Symbolcharakter hatte an diesem Morgen ihr Einsatz beim Entzünden von gelben und blauen Kerzen. Der Wind erschwerte die Weitergabe der Flamme, wovon sich die Bürgermeisterin nicht abhalten ließ, obwohl ihr heißer Wachs über die Finger lief. Ein Statement!
Demokratie und Freiheit
Bürgermeister Thorsten Siehr war es ein besonderes Anliegen, zu betonen, „dass Menschen russischer Herkunft oder Staatsbürgerschaft in keinem Land der Welt unter Generalverdacht geraten dürfen.“ Er rief zur Solidarität gegenüber der Ukraine auf und wünschte sich Lösungen, „um die Existenz einer souveränen Ukraine neben einem souveränen Russland zu ermöglichen.“
Den Abschluss des gemeinsamen Gedenkens bildete eine Schweigeminute, bevor der Vormittag mit persönlichen Gesprächen behutsam ausklang. „Wir hatten nicht mit diesem Andrang gerechnet“, sagte Lisa Gößwein berührt.
Axel S.
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