Archiv der Gemeinde Bischofsheim – Neue Räume und neuer Archivar

Professor Dr. Wolfgang Schneider (erster Beigeordneter), Dietmar Zaia (Gemeindemitarbeiter), Ingo Kalweit (Bürgermeister)

 und Peter Schneider (Gemeindearchivar) auf dem Dachboden des Rathaus II.

 

Im Dachgeschoss des Rathauses II (ehemalige Spelzengass-Schule, Schulstraße 15) schlummern seit Jahren große Teile des Bischofsheimer Gemeindearchivs. Geplant ist ein Umzug in neue Räumlichkeiten in der ehemaligen Umkleide am früheren Sportplatz „Im Attich“. Dort soll Gemeindearchivar Peter Schneider – bekannt von seinem Projekt www.wikibischem.de – die Arbeit aufnehmen.

 

„Wir haben ihm die Kisten erst gezeigt, nachdem er JA gesagt hatte“, erzählt Professor Dr. Wolfgang Schneider (erster Beigeordneter) schmunzelnd, während er umringt von 200 Umzugskartons und 150 Boxen den geschichtsinteressierten Peter Schneider vorstellt. „Er ist ein wandelndes Lexikon und es ist ein großer Gewinn für die Gemeinde, dass er diese wichtige Aufgabe übernimmt“, so der Professor. 30 Jahre lang sammelten sich die Dokumente von Bischofsheim ohne verantwortlichen Archivar an. Ein Umstand, dem Peter innerhalb der nächsten drei Jahre entgegen wirkt. „Auf Basis meiner ersten Begehungen habe ich schon einen Plan, wie ich das Material sichte und sortiere. Natürlich gilt es dabei auch das Archivgesetz zu beachten, um zu entscheiden, wie die Materialien künftig gelagert werden. Auch wenn ich beim Anblick der Kisten etwas Muffensausen habe, freue ich mich auf die Arbeit. Es kann nämlich ganz unterhaltsam sein, in der Geschichte zu bohren“, so Peter Schneider. Dankbar zeigt sich Bürgermeister Ingo Kalweit, während er schon plant, wie die Kisten vom Dachboden in den Attich gelangen. „Wir werden bei diesen Mengen ein Umzugsunternehmen beauftragen müssen. Aber das ist die Sache wert. Ich danke dem ersten Beigeordneten Professor Schneider für den Anstoß und Peter Schneider, dass er sich den Überraschungspaketen stellt“, so der Bürgermeister.

 

Baupläne, Fotoalben und viel Papier

Ziel des Umzuges und der Neustrukturierung ist ein öffentliches Bischofsheimer Gemeindearchiv, in das auch die Archivalien aus Keller und Dachboden des Rathaus I sowie Bestände unter dem Palazzo (Rathaus III) einfließen. Weil auch Vereine signalisierten, ihr Archiv auslagern zu wollen, besteht die Chance, einen zentralen Ort zu schaffen, an dem Bürgerinnen und Bürger in der Heimatgeschichte der Eisenbahnergemeinde stöbern können.

Der Lokalanzeiger ist nicht genug

Einen beeindruckenden Beweis für Peter Schneiders lokalgeschichtliche Archivvirtuosität findet man auf der  Website www.wikibischem.de. Dort schuf der Architekt im Ruhestand eine freie Enzyklopädie über Bischofsheim, die ihresgleichen sucht. Auf weit über 350 Seiten finden sich perfekt strukturierte Infos über sämtliche Straßen inklusive Hausnummern, zu denen es etwas Besonderes zu erzählen gibt, eine Auflistung von Geschäften und Gaststätten zeigt, wie sich das Gewerbe entwickelte. Der Vereinswelt widmet er in seiner Enzyklopädie vier Seiten, an unterschiedlichen Ortsnamen listete er über 300 auf und auch die Namen von Bürgermeistern, Pfarrern und Ortsvorsteher finden sich. „Ich recherchierte viel und arbeitete das komplette Archiv des Lokalanzeigers ein. Jetzt geht es in einem Mainzer Archiv weiter. Wenn ich fertig bin, soll Wiki-Bischem an die Gemeinde gehen“, so der neue Archivar von Bischofsheim.

 

Geheimgang

Besonders spannend machte den Pressetermin übrigens der Weg auf den Dachboden, bei dem sich Gemeindemitarbeiter Dietmar Zaia mal wieder als Geheimwaffe der Verwaltung entpuppte. Beim Weg auf den Dachboden erzählte er von seiner Schulzeit, die er in der Spelzengass-Schule (heute Rathaus II) verbrachte, während er uns durch die Toilette im ersten Stock über eine dort verborgene Geheimtür und anschließende Holztreppe auf den urigen Dachboden führte. Auch mit den Archivboxen setzte er sich bereits auseinander. „Einige Sachen sehen so aus, als stellten die Vorgänger ein System auf. Es gibt auch Inventarlisten, die unseren neuen Archivar als Grundlage dienen können. Allerdings wurden viele Kisten bei einem Wasserschaden auch mal chaotisch gepackt, um sie zu retten.“, so Dietmar. 

 

Es sind unkomplizierte Gemeindemitarbeiter wie Dietmar Zaia, die solche Projekte fernab des Tagesgeschäftes einer Verwaltung erst möglich machen.

 

Axel S.



17.03.2022