Foto der Familie Mangold: Georg, Katharina, Johannes, Heinrich
Kurz vor Weihnachten bekam ich ein Päckchen. Es war ein schönes Geschenk und ein ganz besonderes. Anbei „die mir verbliebenen Unterlagen der Familie Mangold, dem HGV zur Verfügung“, schreibt Usch Zahn, die nächste noch lebende Verwandte des Heimatforschers Georg Mangold. Ihr Großvater, Peter Astheimer VIII. (der Achte), war der Bruder von Katharina, der Ehefrau des „Schullehrers“, wie es in der Bescheinigung der Eheschließung am 16. April 1898 heißt. Zur Erbschaft der Großtante gehört neben vielen anderen Dokumenten auch das „Familien-Stammbuch“ mit der Aufschrift „Eigener Herd ist Goldes werth“.
Usch Zahn erzählt mir bei einem Besuch in ihrem Elternhaus in der Spelzengasse das Biografische in Kürze. Mangold wurde 1863 in Elsheim in Rheinhessen geboren. Mit zwanzig Jahren wurde ihm als „Schulgehilfe“ die Stelle eines „Elementarlehrers“ im Rathaus von Bischofsheim (dem heutigen Museum) übertragen. Später unterrichtete er in höheren Klassen sowie in der sogenannten Fortbildungsschule und traf dort auch auf die 13 Jahre jüngere Schülerin Katharina, die Liebe seines Lebens. Schon ein Jahr nach der Hochzeit kam Sohn Johannes, genannt Hans, auf die Welt. Sohn Heinrich, genannt Heinz, wurde am 3. März 1904 geboren.
Es bleiben Fotos, Dokumente und viele, viele Geschichten
Persönliche Erinnerungen an die Familie Mangold hat Ursula Astheimer nicht. 1943 wird sie kurz nach ihrer Geburt am Ende des Zweiten Weltkrieges zu „guten Freunden“ nach Oberhessen evakuiert. Ihr Vater war Soldat und galt in Russland als vermisst. Katharina und Georg Mangold hat sie auch nie von Angesicht zu Angesicht erleben dürfen. Beim Bombenangriff auf Bischofsheim, am 13. Januar 1945, wird diese Verwandtschaft ausgelöscht. Beide Mangold-Söhne sterben in beiden Kriegen, der ältere 1918 in Frankreich, der jüngere im Todesjahr der Eltern in Österreich kurz vor der Kapitulation des Deutschen Reiches. Es bleiben Fotos und Dokumente, Briefe und Sparbücher und viele, viele Geschichten.
„Die Pflege des Erbes habe ich mir mit meinem Mann ein Leben lang zur Aufgabe gemacht“, sagt Usch Zahn, die als Mitarbeiterin beim Werksärztlichen Dienst der Chemischen Fabrik „Kalle“ in Wiesbaden ihren Klaus bei seiner Einstellungsuntersuchung kennenlernte „und für gut befunden hat“. Sie zeigt mir ein Dutzend Kupferstiche Mangoldscher Kunstwerke und den „Vertrag über eine Dauerausleihe der Mangold-Bilder“, 44 an der Zahl, mit dem Heimat- und Geschichtsverein aus dem Jahre 1967. Und sie weiß auch noch davon zu erzählen, wie sie regelmäßig zur Grabstätte der Mangold-Familie auf dem Friedhof mitgenommen wurde und die Frage ihr noch in Erinnerung ist: „Mutti, muss ich schon wieder mit zum Gießen?“
Nach Straße und Schule erinnert nun auch ein Restaurant an Mangold
In Bischofsheim ist Georg Mangold eine Straße und eine Schule gewidmet, in diesen Tagen eröffnet „Das Mangold“. Usch Zahn bedauert sehr, dass ihr Mann das nicht mehr erleben darf. Sie freut sich aber, dass nach dem Mann der Großtante ein Raum im Restaurant benannt ist, in dem auch ein Aquarell von ihm ausgestellt wird. Und dort soll, jeweils an seinem Geburtstag, ihm gedacht werden. Vielleicht steht dann auch seine Lieblingsspeise „Grüne Soße“ auf der Speisekarte?
Professor Dr. Wolfgang Schneider
Hinterlasse uns deine E-Mailadresse und wir senden dir eine Mail, wenn die neue Ausgabe der Zeitung erscheint.
Nächste Ausgabe » Do, 08.05.2025 | Anzeigenschluss » Fr, 02.05. (16 Uhr) | Redaktionsschluss » Mo, 05.05. (16 Uhr)
Erscheinungstermine 2025:
24.04.2025 | 08.05.2025 | 22.05.2025 | 05.06.2025 | 19.06.2025 | 03.07.2025 | 14.08.2025 | 28.08.2025 | 11.09.2025 | 25.09.2025 | 09.10.2025 | 23.10.2025 | 06.11.2025 | 20.11.2025 | 04.12.2025 | 18.12.2025