„Herzlich willkommen in der Hutzastu(b)m“ lautet der Titel seiner CD aus dem Jahre 2009 und im Klappentext heißt es: „So oder so ähnlich könnte es sich früher daheim im Egerland zugetragen haben. Wenn die tägliche Arbeit getan war, traf man sich abends mit Nachbarn und Freunden in der „Hutzastu(b)m“ und erzählte sich allerlei Neuigkeiten und alte Begebenheiten.“ Von einem längst Geschichte gewordenem Ideal ist die Rede, bei der musiziert wurde, Anekdoten und Gedichte zum Vortrag kamen: „Man ging hutz’n“. Mitglieder des Vereins der Egerländer, die in Bischofsheim eine neue Heimat gefunden hatten, gründeten die Gesangsgruppe „Eine Handvoll Gmoi“ und Kulturwart Karl Huyer rezitierte. Der musikalische Leiter war Hermann Beer.
Die Musik wurde ihm in die Wiege gelegt. Nach der Vertreibung aus dem Egerland kam der zweijährige Hermann mit Eltern und vier Schwestern im Herbst 1946 im „Rosengartenlager“ in Gustavsburg an und mit 8 Jahren vom Vater, einem der Begründer der „Gmoi-Schrammeln“, ein Akkordeon geschenkt. Sein Hausmusiklehrer war gleichzeitig auch der Dirigent des Handharmonika-Spielrings und so begabt wie er war, wurde er schon mit 10 ins Erste Orchester aufgenommen. Geprobt wurde in der Waschküche der Schreibwarenhandlung Gärtner, später in der Gutenbergschule. Bei der „Närrischen Achse“ übernahm er die Leitung der „Amarettos“, die wie die Mainzer „Hofsänger“, bei ihren Auftritten mit Stimmungsliedern den krönenden Abschluss der Fastnachtssitzungen gestalteten.
Repertoire vom Schlager zur Operette, vom Walzer zur Polka
Hermann Beer war allseits bekannt und beliebt und als „Alleinunterhalter“ durfte er bei keinem Ereignis fehlen. Mit seinem Keyboard beglückte er Geburtstagsfeste und Jahrgangstreffen, Weihnachtsfeiern der Vereine und die Kerb der „Germania“ „im Hof der Wölfe“. Bei seinen Auftritten in Altersheimen, sagt er, sei er dem dankbarsten Publikum begegnet. Sein Repertoire reichte vom Schlager zur Operette, vom Wiener Walzer bis zur Böhmischen Polka; auf der Hitliste ganz oben stand „Herzilein“ von den „Wildecker Herzbuben“. Im Festzelt auf dem Friedrich-Ebert-Platz hat er Ernst Mosch und seine Musikanten sowie das Duo Marianne und Michael betreut und bei einem Firmenjubiläum Gotthilf Fischer beim Volkslied „Hoch auf dem gelben Wagen“ begleitet. Jahrzehnte war er auch der Akkordeonspieler beim Rüsselsheimer „Shanty-Chor“.
Treu geblieben ist er der Egerländer Gmoi, ob beim Burgfest in Gustavsburg oder bei den Landestreffen der Hessischen Egerländern, Hermann Beer war die musikalische Seele von Singgruppe und Tanzgruppe. Neben der CD hat auch eine Kassette zum 40. Geburtstag der Gmoi im Jahre 1992 überlebt, zu denen er die Arrangements geschrieben hat. Apropos Schreiben: Gelernt hat Hermann Beer bei der Druckerei Dambmann in der Opel-Stadt, war Schriftsetzer bei der Mainzer Zeitung, hat sich nach dem Wechsel vom Blei- zum Fotosatz selbständig gemacht und u.a. Aufträge vom Musikverlag Schott erhalten. Auch die Broschüre zum 50-jährigen Jubiläum der Bischofsheimer Egerländer und die zahlreichen „Gmoi-Bla(d)l“ tragen seine Handschrift.
Heute lebt er mit seiner Frau Elke im Heuss-Karree und ist stolz auf die Verbundenheit mit den Egerländern, die Kultur und vor allem Gewerbe in Bischofsheim mitgeprägt haben, beispielsweise das Möbelhaus Unger, Schneidermeister Riedl oder Maurerbetrieb Paulus. Er freut sich, dass ihm die Musik so viel schöne Zeit gebracht hat und darüber, dass Sohn Michael noch immer die Ringel-T-Shirts des Seemann-Chors aufträgt.
Professor Dr. Wolfgang Schneider
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