„Ich bin raus!“

Holger Schneider (HoTi-Events) zieht sich von Kulturarbeit für Bischofsheim zurück

Holger Schneider | Archivfoto von GiGu to go 

(Interview zu Coronaveranstaltungen im Dezember 2020) 

 

Mit den Worten „irgendwann reicht es einfach“ stellt Holger Schneider sein kreatives Engagement in der Eisenbahnergemeinde ein. Komplizierte Kommunikation mit der Gemeindeverwaltung und mangelnde Wertschätzung der Kommunalpolitik ließen über einen längeren Zeitraum seinen Entschluss reifen und hätten dafür gesorgt, dass er auf die Frage: „Warum tue ich mir das eigentlich an?“ mittlerweile keine belastbare Antwort mehr findet. 

 

Vor 25 Jahren begann Holger Schneider unter dem Lable »HoTi-Events« im Bürgerhaus Bischofsheim Kulturveranstaltungen anzubieten. „Es war damals in Bischem wenig los und ich wollte was verändern, ohne erst noch einen Verein zu gründen. So entstand »HoTi-Events«“, erinnert sich Holger, der – angeregt durch das Kikeriki-Theater – ab 2007 auch außerhalb von Bischofsheim Veranstaltungsreihen etablierte. Die Kooperation mit den Pionieren der Darmstädter Figurencomedy besteht bis heute.

Sein Engagment in der Eisenbahnergemeinde blieb dadurch ungebrochen und habe auch nie etwas mit Geld zu tun gehabt. „Wenn ich nicht drauflegte, war das für mich in Ordnung. Als Schaustellerkind liegt mir unsere Kerb am Herzen, die ich gerne mit dem Aufbau der „OGV-HoTi-Events-Bühne“ an der Volksbank Mainspitze unterstützte. Und als Fußballfan wollte ich im Bürgerhaus mit dem Format »Zusamme gugge« für ein Bischemer Gemeinschaftsgefühl sorgen“, so der Holger, der auch im ersten Corona-Sommer zu den ersten mutigen Veranstaltern zählte. Mit Sicherheitsabständen bot er im Bürgerhaus Abendprogramme mit Akteuren wie Ramon Chormann für 100 Zuschauer an und gab die gesamten Eintrittseinnahmen als Kulturförderung an die coronageplagten Künstler weiter.

Den Ausfall der Bischemer Kerb im Jahr 2020 kompensierte er mit einem Online-Format und legte damit den Grundstein für eine reduzierte Form der Bischofsheimer Traditionsveranstaltung im September letzten Jahres.

Für die »Organisation und Durchführung von Kultur- und Musikveranstaltungen und bei Fußballweltmeisterschaft und Fußballeuropameisterschaft „zusamme gugge“« erhielt er sogar im Jahr 2014 den Bürgerpreis der Gemeinde Bischofsheim.

 

„Das Fass wurde einfach zum Überlaufen gebracht“

Soviel Zuspruch, wie Holger von seinen Fans erhielt, als so belastend erlebte er die Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung. Gerade in den letzten schweren Jahren habe er sich mehr Unkompliziertheit gewünscht. „Ein Kinderkonzert für die ohnehin schon abgespeckte Kerb 2021 wurde mir untersagt, weil ich die Straße nicht terrorsicher sperren konnte. Hilfe des Bauhofs wurde mir damals nicht angeboten und wenn ich heute einen Blick auf die mit Unterstützung der Gemeinde erstellte Terrasse des Eiscafés werfe, vollziehe ich die damalige Entscheidung noch weniger nach“, berichtet Holger, der sich auch häufig über Post des Ordnungsamtes gewundert habe. „Teilweise erhielt ich unpersönliche Briefe über Plakatierungen mit Anschuldigungen und Androhungen von Bußgeldern, die sich als nichtig herausstellten. Ein lockeres, freundliches Telefonat hätte vieles geklärt. Wieso geht man so mit Leuten um, die in Bischofsheim Kultur schaffen?“, fragt sich Holger Schneider.

 

„Angst, ich könnte Geld verdienen“

Die Konflikte innerhalb der kommunalpolitischen Gremien führt Holger auf die immer wieder geäußerte Befürchtung zurück, er könne sich auf Kosten der Gemeinde Bischofsheim bereichern. Zudem irritierte ihn eine Entscheidung der Gemeindevertretung. „Beschlossen wurde, dass Nutzer des Bürgerhauses pro Zuschauer einen Euro zu entrichten haben. Bis heute erschließt sich mir nicht, wie man durch die finanzielle Belastung von Kulturinteressierten, Künstlern oder Veranstaltern zu einem Mehr an Kultur kommen könnte“, sagt Holger kopfschüttelnd. Er habe sich einfach mehr Wertschätzung und Unkompliziertheit gewünscht. 

Wichtig war es Holger im Interview noch zu betonen, dass er die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung und Kommunalpolitiker nicht über einen Kamm scheren möchte: „Natürlich gab und gibt es auch Zuspruch und Unterstützung. Aus meiner jetzigen Perspektive reichte diese allerdings nicht aus, um den Strukturen, die es mir echt schwer machten, entgegenzuwirken.“

Konkret einstellen wird Holger Schneider seine Events im Bürgerhaus und sein ehrenamtliches Engagement für die Bischemer Kerb. Das von ihm in Auftrag gegebene Logo (Stern) stellt er gerne zur Verfügung und auch die von ihm akquirierten Sponsoren bat er bereits, einem möglichen Nachfolger positiv gegenüberzutreten. 

„Mir fällt das alles nicht leicht“, sagt Holger Schneider. Unabhängig von seinem „Rückzug“ aus Bischofsheim wird es HoTi-Events mit Veranstaltungen in der Region weiter geben. 

 

Open Air im Adamshof im Opel Altwerk

Vom 31. Mai bis 6. Juni präsentiert Holger Schneider anlässlich seines Jubiläums von Comedy über Kabarett, von Rock über Schlager bis zu einem Kinderkonzert Veranstaltungen für jedes Alter in der Motorworld-Opel-Altwerk. Am Dienstag, den 31. Mai spielt das Kikeriki Theater das Stück „Achtung Oma. Am Donnerstag, den 2. Juni gastiert Tobias Mann mit seinem siebten Solo „Mann gegen Mann.“ Die legendäre Horst-Tappert-Showband lädt am Freitag, den 03. Juni zur Schlagerparty und Oliver Mager bereitet mit seinem Kinderkonzert am Samstag, den 4. Juni ganzen Familien Spaß. Auch am Sonntag, den 5. Juni bleibt es mit der HOLE FULL OF LOVE – AC/DC tribute Band mit ehrlichem, harten Rock ́n ́Roll musikalisch bevor Ramon Chormann am Montag, den 6. Juni die Zuschauer mit seinem Programm „Es eskaliert sowieso!“ in die Welt des Kabaretts entführt. 

Weitere Infos und Tickets gibts unter: www.hoti-events.de.




12.05.2022