Konditorin im Fachhandel für Unterhaltungselektronik

„Kontrastprogramm“ nennt Beate Hebel ihren beruflichen Umstieg im Jahr 2004. Damals übernahm ihr Mann Mike das Ginsheimer Fachgeschäft für Fernseher, Telefone und HiFi-Bedarf, um es gemeinsam mit ihr weiterzuführen. „Das bekomme ich schon gebacken“, dachte sich Beate, die bis zu diesem Zeitpunkt als Konditorin am liebsten ausgarnierte und verzierte. „Vor manchen Kunden musste ich mich erst beweisen“, erinnert sie sich an die Anfangszeit, in der sie einem irritierten Herren, der ihr kein technisches Wissen zutraute, mit den Worten „klar weiß ich, wie eine Glühbirne aussieht“, antwortete. Heute ist die fachkundige Ansprechpartnerin aus dem Ladengeschäft in der Schillerstraße nicht mehr wegzudenken.

 

Beates Uropa war Konditor und infizierte die gebürtige Schiersteinerin mit dem Faible für feines Gebäck. „Wenn er uns zu Geburtstagen mit seinen Torten überraschte, fand ich das immer toll“, erinnert sich Beate, während sie in seinen alten Backbüchern blättert. Während ihrer Schulzeit absolvierte sie daher ein Praktikum in einer Bäckerei und in den Ferien ein weiteres in einer Konditorei. Nach wenigen Tagen in der Patisserie wusste sie: „Das wird mein Beruf.“ Sie machte ihre Lehre beim Backhaus Schroer in Schierstein, welches damals nur ein paar Filialen unterhielt. Mittlerweile  bietet ihr ehemaliger Ausbildungsbetrieb seine Backwaren in mehr als 50 Außenstellen der Region (auch in Bischofsheim und GiGu) an. Sehr positiv bleib ihr vor allem die familiäre Situation in Erinnerung: „Oft saß der Chef mit am Frühstückstisch“, sagt Beate. Nach bestandener Gesellinnenprüfung im Jahr 1998 sammelte sie in Cafés und Konfiserien Berufserfahrung und lernte dabei Oliver Görtz, den heutigen Inhaber des Ginsheimer Café Rheingenuss kennen. „Er lernte mich in der Bäckerei Klein in Wiesbaden in die Konditorei ein. Damals war ich 20“, erinnert sich Beate, die in den darauffolgenden Jahren auch bei der namenhaften Konfiserie Schädelbauer arbeitete, die Cafés in Linz, das Café Blum in Wiesbaden und den Nassauer Hof belieferte. 


Beate Lehr wird Beate Hebel

Noch während ihrer Ausbildung lernte Beate, die damals noch Lehr mit Nachnamen hieß, Mike Hebel im Wiesbadener Yachtclub kennen. Nachdem Mike seine Meisterprüfung zum Informationstechniker erfolgreich bestand, stieg sie in das Familien­unternehmen ein. „Ich fuchste mich mit einem Kurs bei der Handwerkskammer und Fortbildungen im Bereich EDV in die Materie ein und schaute gespannt bei Fernsehreperaturen zu“, erzählt die damals frischgebackene eigene Chefin, die in den Folgejahren einen weiteren Umstieg – und zwar den von Röhrenfernsehern auf Flachbildschirme – miterlebte. Bereut hat sie den Umstieg bis heute nie, auch wenn sie einräumt, dass sich der Kundenkontakt, den sie vor ihrer Radio-Hebel-Zeit erlebte, auf Detailabsprachen für Torten beschränkte. „Verkaufsgespräche über Fernsehgeräte oder Handyverträge sind schon etwas anderes“, denkt sie schmunzelnd zurück.

 

An den Nagel gehangen hat Beate ihre Ausstech- und Backformen übrigens bis heute nicht. Privat kreiert sie regelmäßig Torten, die ihre Familie und Freunde begeistern. Auch ab und zu wieder einmal handwerklich in einer Konditorei zu arbeiten, liegt im Rahmen ihrer Vorstellungskraft, „allerdings keinesfalls mehr jeden Tag. Mein Platz ist definitiv hier“, sagt die Fachfrau für Torten, TVs und Telefone abschließend. 

Axel S.


01.06.2023