Ein Lehrer fürs Leben:
Bischofsheim ehrt Georg Mangold mit neuem Straßenzusatzschild – und einem Feueralarm mit Lerneffekt
Professor Dr. Wolfgang Schneider, Mechthild Rühl, Lisa Gößwein und Kathrin Rittelmeyer
Es war wie eine lebendige Schulstunde unter freiem Himmel: Am 20. Mai wurde in der Georg-Mangold-Straße das neue Straßenzusatzschild für einen der wohl bekanntesten „Lehrmeister“ der Gemeinde feierlich enthüllt. Die Sonne schien, die Stimmung war heiter – und der Lehrstoff? Lokale Geschichte, gewürzt mit einer Prise Humor und einem Alarm, der für einen unerwarteten „Pausengong“ sorgte.
Bürgermeisterin Lisa Gößwein, Schulleiterin Kathrin Rittelmeyer, der Erste Beigeordnete Prof. Dr. Wolfgang Schneider, AVM-Geschäftsführer Olaf Doerenbecher sowie Mechthild Rühl, die Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins (HGV), hatten sich versammelt, um dem Mann zu huldigen, der für viele Bischofsheimer schlicht „der Ur-Bischemer“ ist: Georg Mangold.
Ein Lehrer mit bleibender Wirkung
Wie eine historische Schultafel trägt das Straßenschild ab sofort nicht nur den Namen Mangolds, sondern auch seine Lebensdaten – *1863, †1945 – sowie einen QR-Code, der zu weiteren Informationen auf die Website des Museums führt. Eine Lektion in Sachen lokalem Gedächtnis. Denn Mangold war mehr als nur ein Lehrer: Er war Heimatforscher, Künstler, Dirigent, Geschichtensammler – kurz: ein wandelndes Lehrbuch mit Herz.
„Es war eine Lust eigener Art, seinem Unterricht beizuwohnen“, zitierte Bürgermeisterin Gößwein den Zeitzeugen Karl Kopp. Prof. Dr. Wolfgang Schneider berichtete aus Mangolds seltenem Werk „Bischofsheim – ein geschichtliches Heimatbuch“ von 1929. Mit der Akribie eines Archivars dokumentierte Mangold dort das Gemeindeleben seiner Zeit – von Steuerlisten über Lehrergehälter bis hin zur Nutzung des alten Rathauses als Schule.
Wissen sichtbar machen
Mit der Enthüllung des nunmehr dritten Zusatzschildes setzt die Gemeinde ein Zeichen: Straßennamen sind keine reinen Wegweiser, sie sind Gedächtnisstützen. „Dass wir überhaupt wissen, welche Kulturen in Bischofsheim einst lebten, verdanken wir Mangold“, so Mechthild Rühl vom HGV. Selbst im Schulhaus, das heute seinen Namen trägt, hängt sein Porträt – mit Hut, Umhang und dem unübersehbaren Blick eines Mannes, der Fragen stellte, bevor sie gestellt wurden.
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Feier mit Feueralarm
Ganz nach dem Motto „Nach der Theorie kommt die Praxis“ zog die Gesellschaft nach der Enthüllung ins benachbarte Restaurant „Mangold“ – benannt nach dem Geehrten und kürzlich eröffnet. Dort wurde auf das gelungene Projekt angestoßen. Doch als hätte Georg Mangold selbst mit einem erhobenen Zeigestock interveniert, unterbrach eine unerklärliche Alarmanlage das gemütliche Beisammensein. „Eine spontane Feuerschutzübung“, scherzte einer der Gäste, als alle Anwesenden das Restaurant räumen mussten. Die Bischofsheimer Feuerwehr rückte an – schnell und professionell – und gab schließlich Entwarnung. Die Pause war kurz, die Lehre klar: Geschichte kann auch heute noch für Herzklopfen sorgen.
Kulinarisches Gedächtnis
Damit Georg Mangold nicht nur im Kopf, sondern auch auf der Zunge in Erinnerung bleibt, kündigte AVM-Geschäftsführer Olaf Doerenbecher an, dass das Restaurant künftig einmal im Jahr ein kulinarisches Event zu Ehren von Georg Mangold veranstalten wird. Auf der Speisekarte soll dann unter anderem auch sein Lieblingsgericht stehen: Grüne Soße mit gekochten Eiern und Kartoffeln – ein Klassiker, der so bodenständig ist wie sein Namensgeber.
Mit dem Zusatzschild ist der Name Mangold nicht nur weiterhin sichtbar – er ist nun erklärbar. Ein Stück gelebte Bildung am Straßenrand. Die Gemeinde dankt einem Lehrer, der nicht nur Generationen unterrichtete, sondern uns auch heute noch lehrt, unsere Wurzeln zu kennen. Oder, um es in Lehrersprache zu sagen: Exkurs beendet, Lektion gelungen.
Klaus Friedrich
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