Als „Haus Weitblick“ beschreibt Hans Jürgen Jansen liebevoll sein Gustavsburger Domizil. Vom Mini-Wintergarten seines Schlafzimmers blickt man nicht nur auf den Taunus, sondern sieht zwischen den Häusern die Kostheimer Kirche, die Spitzen des Mainzer Doms und die Christuskriche. Einen noch weiteren Blick in die Welt schuf der Buchhändler im Ruhestand vor rund einem Jahr in seinem Treppenhaus. Mit wechselnden Kunstausstellungen verwandelte Hans Jürgen sein Haus in eine Galerie und setzt im Gebäude das fort, was jedem Passanten der Mainstraße schon von außen aufgrund der außergewöhnlichen Architektur auffällt. Das Weglassen von Ecken und Kanten charakterisiert den Hauseigentümer als offen für kreative Sichtweisen. Mit der öffentlichen Kunstgallerie im Treppenhaus öffnet Hans Jürgen Jansen den Menschen der Mainspitze eine weitere Tür zu Kunst und Kultur und sagt: „Es ist mir ein persönliches Anliegen, meine Faszination der Vielfalt sichtbar zu machen.“
Obst und eine Raupe fallen Hans Jürgen Jansen nach dem morgendlichen Aufstehen als erstes ins Blickfeld. Den Tisch vor seinem Bett ziert eine original Illustration von Eric Carle, dem deutsch-US-amerikanischen-Kinderbuchautor und -illustrator, der „Die kleine Raupe Nimmersatt“ erfand. In seinem Leben als Buchhändler und Kulturveranstalter schloss Hans Jürgen zahlreiche Freundschaften zu prominenten Autoren und Künstlern, die ihm bis heute verbunden sind und seit einem Jahr hochkarätige Kunstausstellungen im Treppenhaus der Mainstraße 2 ermöglichen.
Eine runde Sache
Die Geschichte des „Haus Weitblick“ begann mit einem Anruf seines Sohnes in der Bretagne. Hans Jürgen weilte dort gerade im Urlaub, während sein Elternhaus ist Gustavsburg brannte. „Mein Sohn hielt mich damals davon ab, den Urlaub abzubrechen. Für den Neubau führte mich das Glück mit dem Bischofsheimer Architekten Becker zusammen, der das Haus entwarf. Heute fällt das Licht durch die runden Fenster nicht nur auf die Treppenstufen, sondern auch auf Kunstwerke, die an eigens dafür installierten Edelstahlbügeln und Gittern im Treppenhaus präsentiert werden. Mit »Papier-Wunder« gastiert derzeit die vierte Ausstellung in der Mainstraße. Ausgestellt sind Werke des kolumbianischen Papier-Gestalters Fabio Valencia, der das Handwerk des Papierschöpfens in Mainz erlernte und mit seiner Kunst den schonenden Umgang mit der Natur thematisiert. Seine floral anmutenden Papierarbeiten laden noch bis zum 13. Juli zum Anschauen und Anfassen ein. Geöffnet ist die Galerie Mittwochs von 18.30 bis 20 Uhr und Samstags von 15 bis 17 Uhr.
Apropos Samstag ...
Eine Freundschaft, die bereits 1967 in Maßbach begann, sorgt im Herbst 2022 für einen galleristischen Geheimtipp. Autor Paul Maar („Das Sams“) arbeitete dort am Fränkischen Theater als Bühnenbildner, als er auf Hans Jürgen Jansen traf. Angetan von seinen Werken setzte sich der Gustavsburger für ihn ein und wurde zu seinem ersten Verleger. Paul Maar gastiert im Oktober mit zwei Musikern zur Vorstellung seines Buches „Wie alles kam“ im „Haus Weitblick“.
Blick in die Welt
„Durch Kunst erfahre ich immer wieder Neues“, erzählt Hans Jürgen während er auf „Brunos Kochbuch“ von Martin Walker auf seinem Esstisch deutet. „Sehen, erkennen, begreifen oder ein solcher Hinweis auf Achtsamkeit mit Essen ist für mich ein großer Reichtum, den ich gerne weitergebe“, so Hans Jürgen Jansen, der schon lange Autoren und Künstlern Plattformen bietet. 1962 begann er seine Ausbildung zum Buchhändler und etablierte schnell und erfolgreich mehrere Buchhandlungen in der Region (u.a. Bücherhaus Jansen Rüsselsheim; Buchhandlung in der Villa Herrmann Gustavsburg). Dort bot er neben einer umfangreichen Auswahl an Lesestoff stets kulturelle Veranstaltungen und Ausstellungen an, mit denen er auch im jetzigen Ruhestand „einfach nicht aufhören kann“.
Zu den Öffnungszeiten der Galerie freut sich Hans Jürgen Jansen über kunstinteressierte Besucher. Der Eintritt ist frei und Kontakt kann telefonisch unter 06134-51866 oder per Mail unter redaktion@hitsfuerkids.de aufgenommen werden.
Axel S.
In der Serie »Wohnen in der Mainspitze« stellen wir Menschen vor, die in besonderen Behausungen oder an exponierten Orten leben.
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