Große Oper im kleinen Karree

Was für ein Nachmittag! Der Handharmonika-Spielring greift in die Tasten und der Gesangverein Liederkranz lässt Bässe und Tenöre sowie Alt und Sopran erschallen: Ein Konzert bei bestem Wetter und mit guter Laune, inszeniert vom Bischemer Kultursommer. Nach den Schubert-Liedern in der Schubert-Straße hieß es heuer: Mozart-Lieder in der Mozart-Straße. Und die „Location“ war eine ganz besondere, inmitten des Heuss-Karrees der Baugenossenschaft RIED, ein kleines Open-Air-Opernhaus, mit einem Parterre im ersten Stock und drei Rängen Eine Entdeckung, was die Bespielung von Plätzen in der Gemeinde betrifft. 


„Generalmusikdirektor“ Stefan Finkenauer konnte den Meister persönlich begrüßen: Wolfgang Amadeus Mozart, einer der meist gespielten Komponisten, dem nebenan eine Straße gewidmet wurde. Unter der typischen weißhaarigen Perücke verbarg sich kein anderer als ein Vornamensvetter, der Vorsitzende der Kulturkommission, Professor Dr. Wolfgang Schneider. Und der wusste einiges zu erzählen. Dass er im heißen August 1763, „von Worms kommend, sich Mainz nähernd“, in Bischofsheim Halt machen musste, weil die Wirtsfrau Wiesenecker vom Gasthaus „Zur Krone“ seinem Vater samt Kutsche einen Gulden Maut abgeknöpft haben soll.

 

Schneider – als Mozart – verteilte die nach ihm benannten Schokoladenkugeln und weitere Anekdoten: Er habe als Wunderkind fast einen Monat in Kammer und Kirche vor adligen und bürgerlichen Fans Hofmusik machen müssen. Wegen erfolgreicher Aufführungen seiner Opern habe er später noch einmal die Dom-Städter beglücken dürfen und auch dem Hochheimer Wein zugesprochen. Auf einer Marmortafel am Rüsselsheimer Maindamm ist noch heute zu lesen: „In diesem Hause weilte im Jahre 1790 bei Hofrat Tabor der große Musiker W. A. Mozart“, auf dem Weg zu den Salons in Frankfurter am Main.

Zu hören gab es die Ouvertüre aus der „Zauberflöte“, ein Solo von Nora Weinand aus „Figaros Hochzeit“ und ein Solo von Karin Wehner aus „Don Giovanni“. Zur Aufführung kam auch die Motette „Ave Verum“ als Koproduktion von Akkordeonorchester und Liederkranz und der Klassiker „Eine kleine Nachtmusik“. Mit dem „Türkischen Marsch“ verabschiedeten sich die rund 50 Musiker von den mehr als 250 Besuchern, die noch lange von einem besonderen Ereignis schwärmen konnten, das auch vom Sponsor RIED möglich gemacht wurde.


13.07.2023