Angelika Dormeyer geborene Langer vor der Staffelei des Vaters und mit der roten Mütze des Malkastens Rüsselsheim
Wir fahren fast zwei Stunden, um in dem kleinen Eifeldörfchen anzukommen. Dort erwarten uns schon Angelika Dormeyer und Arwed-Lothar Werner, die auf einem Bauernhof in Kliding das „Muh-Theater“, die kleinste Bühne von Rheinland-Pfalz, betreiben. Mechthild Rühl und ich sind im Auftrag des Heimat- und Geschichtsverein und der Bücherei Bischofsheim auf den Spuren des Lehrers und Künstlers Heinz Langer, dessen 100. Geburtstag diesen Jahres Anlass sein wird, seinen Werken eine Ausstellung zu widmen. Die beiden Töchter sind uns bekannt, Angelika war die Nachbarin von Mechthild und mit mir war sie zusammen im Kindergarten. Sie erinnert sich an meine „Fliege“ und ich mich an ihre langen blonden Zöpfe. Doch schon bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen kommt sie ganz schnell auf ihren Vater zu sprechen.
Ein Leben als Pädagogin und Künstlerin
„Mein Vater war kein Schmuse-Papa, dem man auf dem Schoß sitzt, aber ich spürte schon als Kind sein charismatisches Wesen und bewunderte sein universelles, geniales künstlerisches Schaffen.“ Eigentlich hätte er gerne als zweites Kind einen Jungen gehabt, erzählt Angelika Dormeyer, „und die hässliche, steife Lederhose, die ich tragen musste, machte aber keinen Buben aus mir“. Auch in ihrer Schulzeit traf sie auf den autoritären Vater, der ihr aber nie bei den Hausaufgaben geholfen habe. So musste sie sich immer alleine durchkämpfen, jobbte als Flugbegleiterin, machte über den zweiten Bildungsweg ihr Fachabitur, dann eine Erzieherausbildung und studierte schließlich Lehramt. Als sie dann ihrem Vater das Staatsexamen präsentierte, „weinte er vor Stolz und Glück“.
Ein Haus als Theater und Galerie
Tochter Angelika hat sich von Kindesbeinen an selbst künstlerisch ausprobiert. Sie nahm Schauspielunterricht und „scheiterte leider an meinem Bischemer Platt“, sie absolvierte erfolgreich eine Flamenco-Schule und sie malt und malt und malt. Zwischen den Aquarellen des Vaters hängen im ganzen Haus Gemälde von ihr und überall Plakate über ihre Passion, das Theaterspiel. Fünfzig Mal trat sie als Klärchen in Carl Zuckmayers „Fröhlichen Weinberg“ im Rheingauer Volkstheater auf, gründete das Sommertheater in der Winzerscheune in dem Mosel-Städtchen Kobern-Gondorf und traf schließlich auf den Puppenspieler Arwed-Lothar Werner, mit dem sie Theaterprojekte inszeniert und Gastspiele organisiert (zuletzt auch mit Texten von Joachim Ringelnatz im „Kunstwürfel“). Auf die Bühne passt geradeso der „Hauptdarsteller“ der derzeitigen Produktion, Arweds „Drahtesel“, mit dem er einmal den Jakobsweg meisterte. Mit dem Buch zum Stück sind die beiden in der nächsten Zeit auf Tournee. Wenn sie sich nicht um Angelikas Enkel kümmern, die gelegentlich zu Besuch kommen.
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Eine Erinnerung an Licht und Schatten
Beim Abendessen im Wohnzimmer voller Antiquitäten kommt dann die Sprache noch einmal auf Heinz Langer, der kurz vorm Abitur zum Wehrdienst musste und in Gefangenschaft geriet. Während des Transports nach Frankreich gelang ihm im Bischofsheimer Bahnhof die Flucht. Die Familie Gesser gewährte ihm Unterschlupf und ihre einzige Tochter wurde seine Frau. 1982 verstarb der Lehrer und Künstler. Pfarrer Heinz Eckes soll bei der Trauerfeier gesagt haben: „Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten.“ Und alle hätten gewusst, was gemeint war, nämlich „seine Alkohol- und Nikotinabhängigkeit“, erzählt Angelika geborene Langer ganz offen. Deshalb freut sie es, demnächst in Bischofsheim vor allem auf das viele Licht, das ihr Vater geschaffen habe, präsentieren zu können.
Professor Dr. Wolfgang Schneider
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