Auf dem Schoß des Bischofs: „Mal seh’n, was aus dir wird“

Bardo Maria Haus blickt auf ein Leben im Dienst der Kirche

Im 80. Lebensjahr ist er zwar schon lange im Ruhestand, aber das „i.R.“ hinter seiner Berufsbezeichnung bedeute auch „in Reichweite“, erzählt mir Pfarrer Bardo Maria Haus mit dem ihm eigenen Humor. „Ich glaube, ich habe heute mehr Gottesdienste, Taufen, Trauungen und Beerdigungen als zu meinen Dienstzeiten.“ Und er ist nach wie vor ein begnadeter Kirchenführer, wenn es um „Christkönig“ geht, das monumentale Baudenkmal, das mitten im Ort im nächsten Jahr 100 Jahre alt wird. Dort war sein Vater Erich vier Jahrzehnte Küster. „Und auch Glöckner; denn die Elektrik im Turm war sehr anfällig, und so musste er gelegentlich mit Lederhandschuhen die Stahlseile rauf und runter ziehen, um die Glocken zum Schwingen zu bringen.“

 

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Studium der Kirchen-Geschichte und Fundamental-Theologie

Von seiner Mutter Maria zeigt er mir gleich zu Beginn des Gespräches eine Paramenten-Stickerei, die Faden neben Faden das Antlitz Jesus Christus zeigt. Auch eine „Korporale“ (vom lateinischen corpus, dem Körper) hat sie ihm hinterlassen, ein gestärktes, weißes Leinentuch, das bei der Eucharistiefeier auf den Altar gelegt wird, um Hostienschale und Kelch abzustellen oder zuzudecken. Bardo Maria Haus war das sechste von 7 Kindern und besuchte in Mainz die St. Marien-Schule, das heutige Bischöfliche Willigis-Gymnasium. „Von niemanden wurde ich gedrängt“, bekundet er seinen Entschluss, Priester zu werden. Nach dem Abitur ging es ins Priesterseminar und zum Studium der Kirchen-Geschichte, Bibel-Exegese und Fundamental-Theologie. Als Abschluss wählte er das Diplom; „denn als Priester weißt du ja nicht, wie’s so im Leben läuft“ und verweist verschmitzt auf das Zölibat.

 

Sohn des Glöckners von Christkönig mit 50 Cousinen und Cousins

Vor der Weihe zum Priester machte Bardo Maria Haus ein Betriebspraktikum bei Opel, engagierte sich ehrenamtlich in der katholischen Jugendarbeit und schloss eine kirchenmusikalische Ausbildung an der Orgel und zur Chorleitung mit dem „C-Schein“ ab. Er wurde Kaplan in Mühlheim, Jugendpfarrer in Mainz sowie Seelsorger in Darmstadt, Wörrstadt und Viernheim. Und kehrte danach wieder in sein Elternhaus und zum „Hause-Clan“ in Bischofsheim zurück. Mit 50 Cousinen und Cousins steht er in Kontakt, betätigt sich im „Priesterrat der Diözese“ und genießt Gregorianische Gesänge und die Musik von Johann Sebastian Bach. Als Kenner der klassischen Literatur rezitiert er schon mal Friedrich Schillers „Das Lied von der Glocke“, wie beim „Bischemer Kultursommer“ und als Mitglied des Heimat- und Geschichtsverein schenkt er demnächst dem Museum die Drehorgel seines Vaters, mit der Walter Jacobi in Frack und Zylinder dereinst viel Geld für die Kinderkrebsstation an der Universitätsklinik in Mainz gesammelt hat.

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Primiz im Backstein-Expressionismus

Mit dem Satz: „Als ich geboren wurde, war Christkönig zwanzig Jahre alt“ kommen wir zurück auf seine jahrzehntelange Verbundenheit mit dieser Kirche, die erste ihrer Art in Deutschland und im architektonischen Stil des sogenannten „Backstein-Expressionismus“. Der langjährige Pfarrer Heinz Eckes habe ihm 1972 zu seiner Primiz, seiner ersten heiligen Messe, die Bardo Maria Haus halten durfte, die Augen auch für den Innenraum geöffnet: „Wie die doppelte Hand Gottes, die sich über den Einzelnen tröstend wölbt.“ Und schließt mit der Anekdote von der Weihe der Glocken im Jahre 1950, als er auf dem Schoß des Bischofs sitzen durfte und der zu ihm sagte: „Mal seh’n, was aus dir wird.“ Da war es wohl um ihn geschehen …

 

Professor Dr. Wolfgang Schneider


neuesausdermainspitze.de // 28.08.2025