Aufzugsausfall im Hochhaus

Hausgemeinschaft meistert schwierige Woche

Acht Tage lang war der einzige Aufzug im Hochhaus Heinrich-Hertz-Straße 12 in Ginsheim außer Betrieb. Von Sonntag, den 10. August, bis zum Montagmorgen des 18. August mussten die 36 Parteien im Gebäude auf den Fahrstuhl verzichten. Besonders für ältere oder gesundheitlich eingeschränkte Bewohner stellte dies eine große Belastung dar – doch die Hausgemeinschaft bewies außergewöhnlichen Zusammenhalt.

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Der Eigentümer des Gebäudes, die Kommunale Wohnungsbau Gesellschaft (KWG), wurde direkt nach dem Ausfall informiert. Die Mieter schilderten, dass sie die KWG als zuverlässigen Vermieter erleben: „Sie reagieren schnell, Arbeiten werden zeitnah und zuverlässig erledigt“. Auch in diesem Fall kündigte die KWG per Aushang an, dass der Aufzug zeitnah repariert werde. Tatsächlich erfolgte der Einsatz der beauftragten Firma jedoch erst nach acht Tagen – und die Reparatur selbst war in weniger als einer Stunde erledigt.

 

Die KWG betont, dass „eine schnellere Umsetzung trotz aller Anstrengungen nicht möglich war.“ Grund sei die Abhängigkeit von Fachfirmen und personellen Verfügbarkeiten. „Die Zusammenarbeit mit der beauftragten Firma ist langjährig und grundsätzlich verlässlich“, betont die Stadtverwaltung. Man prüfe aber fortlaufend Maßnahmen, um in solchen Situationen schneller zu agieren.

Die Mieter blicken auf die Woche dennoch mit Gelassenheit zurück – nicht zuletzt dank der starken Gemeinschaft im Haus. Viele halfen einander im Alltag: So trug Raees Siddique Wasserkisten für gleich vier Nachbarn bis in den achten Stock und erhielt dafür liebevoll den Spitznamen „Aquaman“. Auch externe Helfer zeigten Einsatz: Der Bo-Frost-Lieferant brachte seine Ware trotz 124 Treppenstufen bis ganz nach oben.

Bürgermeister Thorsten Siehr versicherte, dass im Notfall Krankentransporte übernommen würden. Eine Aussage, der eine Mieterin mit Humor begegnete: „Ich brauche keinen Krankentransport, sondern jemanden, der mich hochträgt.“

Langjährige Bewohner wie Christina Meter, Doris Langer und Marita Neumann, die bereits seit 46 Jahren in der Heinrich-Hertz-Straße 12 wohnen, erinnern sich an frühere Aufzugsausfälle. Damals hätten Kommunikation und Zuverlässigkeit der Reparaturfirma besser funktioniert. Man vermutet, dass die aktuelle Wartungsfirma aus Kostengründen gewählt wurde. „Vielleicht müssen Kommunen die günstigste Firma nehmen“, spekulierte die Mieterschaft.

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Bis zu 36 Grad

Besonders herausfordernd machte der Ausfall die ungewöhnlich hohen Temperaturen von bis zu 36 Grad. Einkäufe, Getränkekisten und Kinderwagen mussten über viele Stockwerke getragen werden. Einige Mieter ließen ihr Gepäck nach der Urlaubsrückkehr tagelang im Auto. Eine alleinerziehende Mutter schilderte, wie sie ihr Baby in einer Trage auf der Brust, das Kleinkind an der Hand und schwere Einkaufstaschen über den Schultern bis in den fünften Stock schleppte. Anstrengend sei diese Zeit für sie gewesen.

Für die Zukunft wünscht sich die Mieterschaft die schnellere Verfügbarkeit von Monteuren, insbesondere in Urlaubszeiten, und eine direktere Kommunikation seitens der Wartungsfirma.

 

Wir sind nicht asozial!

Gegen Ende des Pressegesprächs sprach die Mieterschaft noch ein weiteres Thema an: „Viele bezeichnen unser Haus als Ort, wo asoziale Menschen wohnen. Das stimmt nicht. Wir pflegen eine gute, wertschätzende Nachbarschaft und helfen uns gegenseitig – wie der Ausfall des Aufzuges gezeigt hat. Jeder, der sich ein persönliches Bild machen möchte, ist herzlich willkommen.“

Axel S.

Raees „Aquaman“ Siddique

„Der Aufzug fährt wieder“ – große Freude bei der Mieterschaft am 18. August



neuesausdermainspitze.de // 28.08.2025