Steinzeit trifft auf Gegenwart: Venus neu gesehen

Am 22. August eröffnete die Künstlerin Claudia Eckstein-Strehlow ihre Ausstellung „Venus von Willendorf“ im Kunstwürfel in Bischofsheim. Der Bilderzyklus befasst sich mit der berühmten Statuette, die 1908 in Österreich entdeckt wurde und fast 30.000 Jahren alt ist. Sie gilt als eines der ältesten Kunstwerke der Menschheit.

 

Vor Jahren erwarb Eckstein-Strehlow im Naturhistorischen Museum in Wien, wo die Venus ausgestellt ist, eine Replik. Sie diente als Modell für ihre Werke. Zwischen 2004 und 2007 entstanden rund 50 Gemälde. Vom 22. bis 24. August präsentierte sie gemeinsam mit dem Kunstwürfel e.V. 17 Exponate. 

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Geheimnisvolles Rot

Die Künstlerin arbeitete mit großformatigen Leinwänden, um die Formenvielfalt der nur 11 cm großen Venus hervorzuheben. Neben warmen Erdtönen und kühlen Blau- und Grüntönen dominiert die Farbe Rot. Bei den ersten Gemälden verwendete sie Sand und rote Ölfarbe für die Hintergründe. Auch später ist die Farbe präsent. Rot spielt ebenso bei der Original-Figurine eine Rolle: Sie ist rötlich bemalt – warum, ist unklar. Rot steht oft für Liebe und Leidenschaft, aber auch für Blut und Leben.

 

Göttin oder weise Frau?

Lange galt die Venus als Fruchtbarkeitsgöttin – aufgrund der roten Farbe, der ausgeprägten Rundungen und Geschlechtsmerkmale sowie wissenschaftlicher Erkenntnisse. Heute sehen die Forschenden in ihr eher die Darstellung einer weisen alten Frau. „Diese Interpretation, die Huldigung der ‚alten weisen Frauen‘ ist für mich am schlüssigsten. Immer wenn ich die Replik der Venus von Willendorf in meiner Hand hielt und auch während des Malprozesses, war es wie eine Berührung mit uralter Zeit“ schwärmte Eckstein-Strehlow.

 

 

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Körperlandschaften auf Leinwand

Die Figuren entstanden reliefartig mit Ölfarbe. So wirken sie plastisch und treten aus dem Hintergrund hervor. Die Venus erscheint aus unterschiedlichen Blickwinkeln, oft in Ausschnitten. Nahaufnahmen nennt die Malerin „weibliche Körperlandschaften“. Einige Werke sind als Diptychon gestaltet. Eckstein-Strehlow ergänzte die Sammlung durch Darstellungen weiterer Skulpturen: etwa der Venus von Savignano, die sie im Dialog doppelt inszeniert, oder der Venus von Vestonice neben ihrer „Schwester“ aus Willendorf.

 

Nicht nur Farbtöne

Für die musikalische Untermalung sorgte Kay Freier aus Budenheim mit Klängen aus dem Didgeridoo – einem traditionellen Instrument der Aborigines. Seine erdigen, mystischen Töne bildeten eine klangliche Brücke zum Thema der Ausstellung.

 

Eine besondere Ausstellung

Mit ihren Arbeiten und der lebendigen Einführung in die faszinierende Geschichte der Venus von Willendorf bewies Eckstein-Strehlow künstlerisches Feingefühl, Vielseitigkeit und Sachverstand.

Ingrid Komossa


neuesausdermainspitze.de // 28.08.2025