Wem ist die Kerb? - Rückblick

Engagierte Vereine und drei Bühnen mit musikalischen Highlights. Am ersten Septemberwochenende lockte die Bischofsheimer Traditionsveranstaltung wieder zahlreiche Besucher in die Eisenbahnergemeinde. „Danke“, sagt Bürgermeisterin Lisa Gößwein (SPD) an die Vereine, die Sponsoren, ihr Gemeindeteam und Holger Schneider. Die Teamarbeit lief gut. Die Planung startete allerdings erst drei Monate vor der Veranstaltung. „Nächstes Jahr wollen wir früher dran sein“, so Lisa Gößwein.

 


Wieso gibt es einen besonderen Gottesdienst an der Kerb? Wie passen Weltliches und Geistliches zusammen? Die Kerwe hat einen christlichen Ursprung: Bereits im Mittelalter feierten die Menschen mit der Kerwe die Einweihung einer Kirche bzw. den Jahrestag der Einweihung, die Kirchweih(e). Somit gehört seit jeher ein Festgottesdienst zur Kerwe.



Lenny‘s Kerbecheck

Hallo, ich bins wieder: Euer Lenny

Heute berichte ich Euch über die Bischofsheimer Kerb.

 

An Fahrgeschäften waren da: ein Kinderkarussell, Melodie Babyflug und als Highlight der „Intoxx“. Das war eine Art Hammer mit 16 Sitzplätzen, der sich überschlug. Für 5 € pro Fahrt bekam man im Durchschnitt 10 Überschläge! Ich bin damit gefahren und fand es toll, dies war aber auch das einzige Fahrgeschäft für Kinder von 10 bis 16 Jahren. Fast alle Kinder und Erwachsenen, mit denen ich gesprochen habe, waren sehr enttäuscht darüber, dass es wieder keinen Autoscooter gab und weder Schiffschaukel, ein Kettenkarussell noch den „Scheibenwischer“, der im letzten Jahr sehr beliebt war.

 

Außer den Fahrgeschäften gab es Fischeangeln und ein Kindertrampolin sowie einen Schießstand.

 

An Unterhaltung wurde einiges geboten. Am Sonntag fand auf der Volksbankbühne ein Kerbetanz von den TV Tanzsternen, den Tanzzwergen und den BCV Dohleböppscher statt. Danach kam Oliver Mager und begeisterte mit seinem Programm. Dabei durften auch Kinder auf die Bühne und es wurden viele Lieder gesungen. Im Weindorf trat der Clown Filou auf und beeindruckte das zahlreiche Publikum mit Akrobatik und Jonglage. 

 

Eine sehr große Auswahl an Essen und Trinken wurde bei der Kerb angeboten. Fisch, chinesische Nudeln, Reibekuchen, Crepes, türkische Spezialitäten, eritreische Speisen, Flammkuchen, Würstchen, Steaks usw. … sowie Eis, andere Süßigkeiten und natürlich Pommes. 

 

Die Kerb hat mir sehr gut gefallen und ich hoffe, dass es im nächsten Jahr wieder mehr Fahrgeschäfte für Kinder von 6 bis 16 gibt wie z.B.: Autoscooter, Schiffschaukel, Scheibenwischer, Kettenkarussell und vielleicht mal was ganz Neues: einen Free Fall Tower?!

 

Ich möchte mich bei allen bedanken, die diese Kerb möglich gemacht haben.

Bis zum nächsten Mal.

Euer Lenny / 13 Jahre

 

Gottesdienst mit Magie und Kerb

Wer am Kerwesonntag in der vollbesetzten evangelischen Kirche in Bischofsheim saß, merkte schnell, dass dies ein besonderer Gottesdienst werden würde: Links neben dem Altar eine angedeutete Mauer mit dem Hinweis zu einem Bahngleis, der „Platform 9¾ Hogwarts Express“, rechts Schulwappen, die von der Decke hängen und Kerzen, die in der Luft schweben. Wer „Harry Potter“ kennt, wusste sofort Bescheid.

Nach den flotten Klängen des Bischofsheimer Posaunenchors mit Schlagzeug begrüßten Katharina Meckbach, evangelische Pfarrerin in Bischofsheim, und Pfarrer Zirmer aus der katholischen Pfarrgruppe Mainspitze die Anwesenden freudig zum mainspitzweiten ökumenischen Gottesdienst anlässlich der „Bischemer Kerb“. Die Frage, warum der Zauberlehrling Harry Potter im Mittelpunkt des Gottesdiensts steht, beantworteten die beiden mit einem Satz aus dem gleichnamigen Roman. Der Schulleiter der Zauberschule Hogwarts sagt zu Harry Potter: „Viel mehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.“

 

Zauberumhang statt Talar

Spielerisch legten Pfarrerin Meckbach und Pfarrer Zirmer diese Aussage aus: Inzwischen in ein Zaubercape gehüllt und mit Zauberstab in der Hand verkörperten die beiden Harry und seine Schulfreundin Hermine, die sich, inzwischen erwachsen, über ihre Kindheit und ihr Elterndasein unterhalten. Dabei geht es um gute und schlechte Erfahrungen, die jeder Mensch macht, um Sorgen als Kind und später als Eltern. Und es geht um Entscheidungen, die man darauf beruhend trifft oder/und treffen muss.

 

(Entscheidungen treffen und) Position beziehen

Die zwei Pfarrpersonen verfolgten den Gedanken weiter: Es geht nicht nur darum, sich zu entscheiden, sondern auch darum, Position zu beziehen, im Privatleben und im öffentlichen Leben – aktuell etwa beim Klimawandel, bei Rassismus oder bei Queerness. 

Als Schlüssel für unsere Entscheidungen gaben sie den Zuhörenden die Liebe an die Hand und bezogen sich auf das Hohelied der Liebe.

 

Besinnlich-beschwingter Abschluss

Mit Fürbitten und Dank an alle ehrenamtlich Engagierten, ohne die die Kerb nicht möglich wäre, und mit guten Wünschen für das gemeinsame Kerwefest, endete ein feinfühliger und zugleich fröhlicher sowie – im wahrsten Sinne des Wortes – zauberhafter Gottesdienst. Das Bischemer Kerwelied singend und klatschend zogen Pfarrer und Pfarrerin, gefolgt von Altkerweborsch und Altkerwemädscher, aus der Kirche aus, auf den schönen Platz der Bischofsheimer Kirche.

 

Am Ende steht ein Anfang

Nach dem Gottesdienst erwartete die Gottesdienst- und Kerwebesucher auf dem Kirchplatz einladende Essens- und Getränkestände und liebevoll dekorierte Tische. Am Nachmittag bot der evangelische Posaunenchor jedem die Möglichkeit, sich einmal an einem Blasinstrument auszuprobieren und bei den Pfadfindern konnte man Stockbrot rösten. Bis in die späten Abendstunden herrschte – auch dank der vielen ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen der Kirche – eine wunderbare Atmosphäre und Stimmung.

Foto und Text: Ingrid Komossa



14.09.2023