Die Ginsemer Kerb

ein Anker, der Tradition und Zukunft verbindet

Nach 31 Jahren Stille war es Ende August endlich wieder so weit: Vom 29. bis 31. August feierte Ginsheim die Rückkehr seiner Kerb. Wie ein Schiff, das nach langer Reise wieder im Heimathafen einläuft, legte die Kerb an – getragen von den „Ankerwerfern“, den 22 Kerweborsch und -mädscher, die diese Tradition neu ins Leben gerufen haben.

Unter der Anzeige geht der Artikel weiter


Der symbolische Höhepunkt war das Aufstellen des Kerwebaums. „Viele frühere Kerweborsch waren vor Ort und haben uns unterstützt“, berichtet Merkel Carl Guthmann. Für den Baum griff die Gruppe zu einer der letzten Birken – ein Zeichen, dass auch alte Wurzeln gebraucht werden, um Neues wachsen zu lassen. „Für nächstes Jahr sind wir schon auf der Suche nach einem Kerwebaum. Wir freuen uns, wenn uns Privatleute helfen“, ergänzt Carl Guthmann.

Die Resonanz war überwältigend: Mehr als 150 Menschen wohnten dem Baumstellen bei, der Gottesdienst war gut besucht, die Spruchverlesung vorm Heimatmuseum lockte viele Schaulustige an und den Festplatz am Altrhein füllten 400 Gäste. Für ihre Teilnahme bei der Truck-Pulling-Challenge beim Feuerwehrfest, erhielt das Herren- und Damen-Team viel Applaus. Auch Baumversteigerung und Kerweliesverbrennung fanden großen Zuspruch. Seitdem hören die Ankerwerfer immer wieder Dankesworte für das Wiederauflebenlassen der Tradition – und viel Anerkennung dafür, dass junge Menschen sich so stark engagieren.

 

Warum gabs kein Event im Bürgerhaus?

Natürlich blieben auch Fragen nicht aus, etwa warum es keine Party im Bürgerhaus gab. „Jede Kommune unterstützt doch ihre Kerb. Da wäre die Nutzung des Bürgerhauses doch eine Bagatelle gewesen“, sagten Unbeteiligte, während die Kerweborsch und -mädscher unfreiwillig mit dem Hochziehen einer Augenbraue antworteten. 

Für die Zukunft ist der Kurs klar: Nächstes Jahr soll die Kerb größer und vielfältiger werden. Schon jetzt gibt es zahlreiche konkrete Anfragen junger Leute, die Kerweborsch werden wollen. Auch der Verein wächst: Mit 20 neuen Mitgliedern zählt er nun über 60 Unterstützer. Der Zusammenhalt der Gruppe war von Anfang an der rote Faden der Kerb. Dass Tradition kein starres Relikt ist, sondern ein lebendiger Anker, der Gemeinschaft stiftet und Zukunft trägt, haben die Ginsemer Ankerwerfer eindrucksvoll gezeigt. Und so ist die Vorfreude groß auf das, was kommt – die Neulingssitzung am 18. Oktober in der Hofreite Guthmann (Rheinstraße 27) ist dafür der nächste wichtige Schritt.

Wer unterstützen und/oder Mitglied im Verein werden möchte, darf sich unter ginsemerkerweborsch@gmx.de melden.

Unter der Anzeige geht der Artikel weiter


neuesausdermainspitze.de // 11.09.2025