Apfelsaft selber machen

Natur pur in der Kinderfeuerwehr GiGu

„Manche sind rot und wenn man sie auspresst, kann man damit den Durst löschen!“, antwortete mir ein Feuerwehrkind auf meine Frage, was Äpfel mit der Feuerwehr zu tun haben. Seit Gründung der Kinderfeuerwehr im Jahr 2017 setzt das Betreuerteam neben Übungen rund um Schläuche, Wasser und Brandbekämpfung auf Projekte mit Naturbezug. „Die Kids verstehen den Wert unserer Umwelt sehr, sehr schnell und übernehmen gerne Verantwortung, indem sie wie vor kurzem Nistkästen bauen“, freut sich Kerstin Mayer, die Leiterin der Kinderfeuerwehr. Letzte Woche stand das Sammeln und Keltern von Äpfeln auf dem Programm.

 

Dass Apfelsaft weder aus dem Supermarkt noch aus dem Tetra-Pak kommt wissen die 20 Kids der Kinderfeuerwehr Ginsheim-Gustavsburg spätestens seit vergangenen Samstag. Als Start in den Tag verarbeiteten sie zehn gesammelte Säcke und 100 geschenkte Kilo Äpfel unter Anleitung von Andreas Gand zu Apfelsaft. Die Begeisterung war am größten, als die Kinder ihren selbst gekelterten Saft direkt probierten und für gut befanden.

 

Jeder Apfel wird verwertet

Die Aktion startete mit einem groß angelegten Spaziergang durch Ginsheim. Auf der Neuaue, an der Münchner Straße und an der Frankfurter Straße stehen Äpfelbäume der Stadt Ginsheim-Gustavsburg. Die Kinder pflückten nicht nur die Äpfel, die an den Bäumen hingen, sondern sammelten auch heruntergefallenes Obst ein. „Das einzige, was wir nicht weiter verarbeiten, sind verschimmelte Äpfel. Ansonsten kam jeder Apfel in unseren Sack und später in die Kelter“, erzählte Andreas Gand, der als Feuerwehr-Kind-Vater die Aktion leitete und das benötigte Equipment sowie umfangreiches Know How mitbrachte. „Meine Ausstattung kaufte ich mir bereits 1985 beim Nauheimer Apfelfest. Seitdem nutze ich sie selbst und bot auch mal im Kindergarten und der Grundschule Kelteraktionen an. Meine eigenen Kinder haben übrigens noch nie Apfelsaft aus dem Supermarkt getrunken“, so der Apfelsaft-Fachmann. Insgesamt pflückten und sammelten die Feuerwehrkinder rund zehn Säcke Äpfel.

 

100 kg Äpfel von REWE Christian Märker

Mit einem großzügigen Geschenk sorgte der Gustavsburger REWE-Chef Christian Märker dafür, dass am Samstagmorgen die zu verarbeitenden Äpfel nicht so schnell ausgingen. „Ich las von der Apfelsaft-Aktion in der Zeitung und war begeistert. Das Engagement und der Einfallsreichtum der Betreuer ist einfach klasse. Es war mir eine Herzensangelegenheit, das Projekt zu unterstützen“, so Christian Märker, der mit seinem Vorschlag, weitere 100 kg Äpfel zu spenden, bei der Kinderfeuerwehr offenen Türen einrannte. „Aufgrund des Klimas waren wir uns nicht sicher, wie viele Äpfel wir zusammen bekommen. Daher fragten wir vorab öffentlich nach Apfelspenden. Dass wir mit einem Anruf 100 kg Äpfel reicher waren, war für uns Glücksfall und Motivation zugleich. Vielen Dank an REWE Christian Märker“, so Kerstin Mayer.

 

In drei Schritten zum Apfelsaft

Um die gesammelten Äpfel in naturtrüben Apfelsaft zu verwanden, waren drei Schritte nötig. Schritt eins und zwei hatten mit den Geräten zu tun, die Andreas Gand im Hof der Ginsheimer Feuerwache aufbaute. „Zuerst kommen die Äpfel so, wie wir sie vom Baum gepflückt haben, in den Muser. Im Anschluss kommt das Mus in die Kelter und wird so lange gepresst, bis der gesamte Saft aus dem Mus in den Eimer fließt“, erklärt Andreas, während die Kinder händeweise Äpfel in die gelbe Maschine mit der Aufschrift „Kernobstmühle“ warfen. Auch beim Pressen des Apfelmus packten die Kinder mit an und wechselten auf Kommando die Eimer, die den Apfelmost auffingen. „Bevor wir den Saft in die Luftdichten Bag-in-Box-Verpackungen füllen, muss der Most noch gekocht werden. Danach füllen wir ihn in die Beutel, wo er bis zu zwei Jahre haltbar bleibt“, so Andreas. 

Als Erinnerung und Lohn für die Mühe erhält jedes Kind eine Box des selbst gekelterten Saftes. Als nächste Naturaktionen steht das Sammeln von Müll und ein Besuch der Gustavsburger Schleuse an, wie die Leiterin berichtet. Dabei bittet sie um Verständnis, dass die Kinderfeuerwehr trotz großer Nachfrage nicht erweitert wird. „Die Stadtverordneten hatten die bestehende Gruppengröße von 20 Kindern beschlossen, die wir gut gemanaged bekommen. Auch wenn die lange Warteliste eine Erweiterung nahelegt, würde unter einer Erweiterung des Angebots die Qualtität leiden, was wir keinesfalls riskieren werden“, so Kerstin Mayer abschließend.

Axel S.



29.09.2022