„Die schöne Helena“ betreibt seit 27 Jahren das Restaurant „Poseidon“

Elina Vasilopoulou ist als Griechin gerne Gastgeberin

Wir sitzen am „Raucher-Tisch“ vor dem Eingang. Vor uns liegt eine umfangreiche Speisekarte. Mit den Angeboten an Vorspeisen wie Dolmadakia, den gefüllten Weinblättern, Tzaziki mit Knoblauch und dem panierten Schafskäse Saganaki, mit Hauptspeisen wie Gyros mit Pita (Brot), dem Fleischspieß Suflaki,  Musaka, dem Auflauf mit Auberginen, und eine große Auswahl an Grilltellern. Drinnen gibt es weitere Hinweise auf die Kultur, die hier gepflegt wird: kleine Gipsfiguren der Antike und ein großes Wandbild mit dem Kopf des Meeresgottes „Poseidon“. Im Restaurant gleichen Namens ist aber Elina Vasilopoulou die Chefin und die versorgt seit fast drei Jahrzehnten ganz Bischofsheim und weit darüber hinaus mit griechischem Essen.

 

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Elina, erhielt ihren Vornamen in Anlehnung an Helena, Tochter des obersten olympischen Gottes Zeus, die als die schönste Frau ihrer Zeit in die Geschichte einging. Elinas Geschichte ist aber mindestens genauso interessant. Sie erzählt von ihrem Ur-ur-Großvater, der aus „politischen Gründen“ von Athen ins russische Odessa flüchten musste, von der Vertreibung ihrer Großeltern als „Feinde der Sowjetunion“ nach Kasachstan, wo sie 1969 in Almaty geboren wurde. Nach Schulzeit und Studium arbeitete sie als Lehrerin für Russisch und Griechisch. „Mit der Perestroika konnten wir 1989 in die Heimat meiner Vorfahren auswandern.“ 

 

Kultur ist Familie, Sprache und Essen

Die griechische Kultur wurde in all den Jahren auch fern der Heimat gepflegt, das familiäre Zusammensein, Sprache, Musik und Literatur, auch die der Philosophen Sokrates, Platon und Aristoteles. Aber eben auch das Essen. 1994 findet Elina mit ihrem Mann und dem gerade geborenen Sohn nach Bischofsheim und bei Joannis Utos in der Brunnenschenke „Meteora“ Arbeit. Der eine am Grill, die andere am Backofen, wollen sie Geld verdienen, um „zu Hause“ ein Haus zu bauen. Doch es kommt anderes. Nach kurzen Stationen im Norden und Süden Deutschlands eröffnen sie 1998 das „Poseidon“ in der Böckler-Siedlung. Nach der Geburt einer Tochter und der Scheidung betreibt Elina bis heute das Restaurant.

„Gastfreundschaft ist bei uns im Blut“, sagt sie. „Authentisch“ nennt sie ihr kulinarisches Angebot, und authentisch sind nicht nur die Produkte vom griechischen Großhändler, sondern ist auch ihr Personal, das sie aus Griechenland akquiriert. Die Weinkarte mit dem geharzten Retsina, dem weißen Demestica oder dem roten Naousa sei mit der Erfahrung des Vaters als Weinkenner zusammengestellt. Und was wird besonders nachgefragt? „In Bischofsheim steht Bifteki an erster Stelle!“ Was wohl auch mit der hiesigen Verbundenheit zur allseits beliebten Frikadelle zu tun haben mag. Ansonsten werden im „Poseidon“ die Früchte des Meeres serviert, immer wieder gerne bestellt die frittierten Kalamaris, Scampis am Spieß und die Fischplatte. 

 

Gast-Stätte mit Sozial-Funktion

Das „Poseidon“ ist aber auch „Vereinsgaststätte“ der Siedlergemeinschaft und vor allem der hintere Raum gerne gebucht für Geburtstage, Hochzeiten und Jahresabschlussfeiern. Elina weiß deshalb auch um die soziale Funktion ihres Restaurants und das hat sie auch selbst schon erfahren dürfen. In der Corona-Zeit haben sich viele Kunden Essen liefern lassen. Nur einmal im Jahr geht’s zum Urlaub nach Athen. Und darauf freut sie sich, ebenso wie darauf wieder zurück zu kommen; sie sei halt doch jetzt mehr ein „Bischemer Mädchen“. 

Professor Dr. Wolfgang Schneider


neuesausdermainspitze.de // 25.09.2025