Dieses Jahr ist für die Wahlhelfer im ganzen Kreis Groß-Gerau ein „Superwahljahr.“ Denn nach den Kommunalwahlen und nun den Bundestagswahlen, stehen im Dezember noch die Landratswahlen an. Gleichzeitig ist es jedoch immer schwieriger Menschen zu finden, die dieses Ehrenamt übernehmen wollen. Das berichtet Edmund Heidl, Wahlleiter in Ginsheim-Gustavsburg. Heidl hat das Amt bereits seit 30 Jahren inne. Tatsächlich geht Edmund Heidl, der bei der Stadt zudem Fachbereichsleiter für Bürgerservice, Ordnung und Kultur ist, in nicht mehr allzu langer Zeit in den Ruhestand.
Die Wahllokale im Bürgerhaus von Ginsheim
Heidl und sein Team haben am Sonntag ihr Büro im Bürgerhaus von Ginsheim aufgebaut. Hier gibt es außerdem mehrere Wahllokale. Die hauptamtlichen Mitarbeiter rund um Heidl stehen für alle Fragen der insgesamt 136 ehrenamtlichen Wahlhelfer, die am Sonntag in beiden Stadtteilen im Einsatz sind, zur Verfügung. Dabei ist oft Organisationsgeschick gefragt. Am Sonntagmorgen meldet sich zum Beispiel ein Wahlhelfer krank. Schnell versucht Heidl mit seinem Team eine Lösung zu finden. Das gelingt. Dennoch sei es immer ein großer Aufwand, genug Wahlhelfer – auch für die Stand-By Liste - zu akquirieren. Obwohl für dieses eintägige Engagement sogar eine kleine Aufwandsentschädigung winkt. „Die Leute dazu zu zwingen – dazu hat eine Gemeinde sogar das Recht – bringt in unseren Augen nichts. Denn dann erscheinen die Leute entweder nicht oder sind völlig unmotiviert.“ Zumal die Wahlhelfer vor dem ersten Einsatz eine 90-minütige Schulung erhalten. Was viele Bürger nicht wissen ist, dass die Wahlhelfer nicht über den gesamten Zeitraum im Einsatz sind, in dem die Wahllokale offen haben – also von 8 bis 18 Uhr. „Die Wahlhelfer werden in zwei Schichten mit je fünf Stunden aufgeteilt. Lediglich am Abend, nach der Schließung der Wahllokale, kommen alle wieder zusammen und zählen gemeinsam die Stimmzettel aus“, erklärt der Wahlleiter den Prozess. Neben den Wahlhelfern vor Ort in den einzelnen Wahllokalen gibt es zudem Teams, die für die Briefwahlurnen zuständig sind. Alle – vor Ort und die Wahlhelfer, die für die Briefwahlen zuständig sind – beginnen um 18 Uhr mit der Auszählung. Steht ein vorläufiges Endergebnis für eine Wahlbezirk fest, läuft ein Wahlhelfer aus dem Wahllokal zu Edmund Heidl in das Wahlamt und teilt ihm das Ergebnis mit. Heidl trägt die Zahlen dann in eine bundesweit einheitliche Software ein, die alle Ergebnisse aus dem ganzen Land zusammenführt.
Besonders freut sich Edmund Heidl über Wahlhelfer, die das Amt bereits seit Jahrzehnten ausüben. Auch in Ginsheim-Gustavsburg gebe es einige Menschen, die das Ehrenamt bereits seit 20 bis 25 Jahren immer wieder gerne übernehmen. Einige sind aber auch zum ersten Mal dabei.
Wahlhelferin in Bischofsheim
Im Wahlbezirk 8 von Friederike Kalweit ist am Sonntag besonders viel los. Bereits um kurz nach 14 Uhr liegt die Wahlbeteiligung hier bei 67 Prozent. Friederike Kalweit ist zum ersten Mal Wahlhelferin in Bischofsheim. Zuvor hat sie das Amt bereits zwei Mal in ihrer vorherigen Heimatstadt Dieburg übernommen. Auf die Frage, was sie dazu motiviere, sagt die junge Frau: „Es ist ein Privileg; nicht nur, dass wir in unserem Land die Möglichkeiten haben, an einer demokratischen Wahl teilzunehmen, sondern wir können auch als Wahlhelferin oder Wahlhelfer aktiv und vor Ort mitwirken.“ Frederike Kalweit findet die ehrenamtliche Arbeit überhaupt nicht langweilig. „Es ist die ganze Zeit ein Kommen und Gehen. Zumal für mich persönlich dieses Mal die Bundestagswahl besonders spannend ist.“ Friederike Kalweit engagiert sich selbst politisch, ist für die CDU in der Gemeindevertretung aktiv. Am Sonntagmorgen traf sie sich mit den anderen sieben Wahlhelfern aus ihrem Team. „Jeder konnte sagen, welche Position er heute übernehmen möchte.“ Die junge Frau hat sich für die Wahlurne entschieden. Die Aufgabe sei gar nicht schwer: „Ich passe auf, dass jeder Wähler nur einen Wahlzettel einwirft. Das wars.“ Zwischendrin werden die Wahlhelfer von Bürgermeister Ingo Kalweit – Friederike und er haben nach langer Partnerschaft vor einem Monat geheiratet – mit Schokobrötchen versorgt. Außerdem bekommen alle Wahlhelfer Getränke gestellt.
Sie freut sich auf die Auszählung am Abend
Die Aufwandsentschädigung spielt für Friederike Kalweit gar keine Rolle. Vielmehr freut sie sich auf die Auszählung der Wahlzettel am Abend. „Das wird richtig spannend werden. Danach entscheidet sich, wer am Ende mit wem koaliert.“ Für Friederike Kalweit ist klar, dass sie auch beim nächsten Mal wieder als Wahlhelferin bereitsteht. „Es macht Spaß und ich kann etwas für die Gesellschaft tun“, sagt sie. Und im Vergleich zu anderen Ländern auf diesem Planeten, in denen es kein demokratisches System gibt, ist es eben ganz einfach ein Privileg!
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