„Es erfordert Mut, nach der Schule etwas anderes zu machen“

Ausbildungsinfotage an der IGS-Mainspitze

Letzte Woche nutzten Schülerinnen und Schüler der Integrierten Gesamtschule Mainspitze ihre Chance, in Zehn-Minuten-Gesprächen Unternehmen der Region kennenzulernen. An zwei Tagen bot die Schule in Kooperation mit der Stadtverwaltung GiGu und der Gemeindeverwaltung Bischofsheim ein Speed-Dating an, in dem sich Firmen und Institutionen vorstellen und IGS-Schüler Fragen stellen konnten. 

 

Eigentlich wechseln sich die Ausbildungsinfotage im zwei-Jahresrhythmus mit einer Ausbildungmesse ab. Aufgrund der positiven Rückmeldung zum Zehn-Minuten-Speed-Dating entschieden sich Schulleitung und Wirtschaftsförderung GiGu dafür, einen Wunsch der Unternehmen zu erfüllen. Auch wenn turnusmäßig die Messe dran gewesen wäre, plädierten diese nämlich für die vorab mit den Schülern vereinbarten Kurzgespräche. Man habe sehr gute Erfahrungen mit dem Austausch auf Augenhöhe gemacht, so die Rückmeldung der Unternehmen. Die hohe Verbindlichkeit erkannte ich, als ich einen Schüler ansprach. „Das ist richtig cool, aber ich muss jetzt weiter. Um 10:40 habe ich einen Termin“, sagte er, bevor er Richtung Schulaula flizte. Wenn Schulleiterin Sabine Reich solche Situationen miterlebt, schaut sie zufrieden. „Es ist uns ein großes Anliegen, die Selbstkompetenz der Schülerinnen und Schüler zu stärken. Dazu gehört auch, sie auf Unsicherheiten vorzubereiten, damit sie sich selbst die Frage beantworten können »wie gehe ich damit um«. Ich wünsche mir, dass Eltern sowohl ihren Kindern auch uns als Schule vertrauen und zulassen, dass auch mal Situationen entstehen, die sie nicht in der Hand haben“, so die Schulleiterin der IGS-Mainspitze.

 

26 Unternehmen stellen sich vor

Zurück geht das Ausbildungsplatz-Engagement in der IGS-Mainspitze auf eine Initiative der Wirtschaftsförderung Ginsheim-Gustavsburg im Jahr 2012. Aufgrund des Erfolges setzten Schule und Stadtverwaltung ihre Zusammenarbeit fort und gewannen die Gemeinde und den Ortsgewerbeverein Bischofsheim als Kooperationspartner hinzu. „Wir schreiben die Unternehmen jedes Jahr erneut an. Weil einige hier Erfolge verzeichneten, kommen sie gerne wieder. Zudem kommen neue hinzu. Natürlich gibt es auch Firmen, die absagen, uns aber die Anzahl ihrer Ausbildungsplätze nennen“, berichtet Wirtschaftsförderer Andreas Klopp. In diesem Jahr stünden 26 Unternehmen für Gespräche zur Verfügung. 

Der erste Beigeordnete der Gemeinde Bischofsheim Professor Dr. Wolfgang Schneider (SPD) freute sich, dass nicht nur Aldi und McDonalds sondern auch Bischofsheimer Unternehmen wie der Seniorenpark und das Ausbildungsrestaurant des AVM teilnahmen. Der Bürgermeister von Ginsheim-Gustavsburg Thorsten Siehr (SPD) betonte, dass die Unternehmen der Region von den Vermittlungsaktivitäten der Wirtschaftsförderung und der IGS-Mainspitze profitieren. Dass sich viele Firmen jedes Jahr erneut anmelden, zeige dies.

 

Der Sprung ins kalte Wasser

„Viele haben Respekt vor dem Schritt in etwas Neues“, beschreibt Lehrer Thomas Wolf die Gefühlswelt der Schüler. Gerade weil die Schule ein gewohntes Umfeld sei, tendieren einige Jugendliche dazu, nach der IGS-Mainspitze weiterhin eine Schule zu besuchen. „Es erfordert Mut, etwas Neues zu machen“, sagt der IGS-Lehrer, der sich im Rahmen pädagogischer Konzepte aktiv dafür einsetzt, Schülerinnen und Schüler zu stärken. Bereits in den Jahrgangsstufen fünf und sechs arbeiten die Kinder teilweise mit Arbeitsplan und Arbeitsaufträgen selbstständig. „So stärken wir die Eigenkompetenz. Beispielsweise ist Internet zwar gut, aber richtig zu googeln will gelernt sein. Eine selbstbewusste Entscheidung für einen Beruf setzt die Stärke voraus, zu sagen »ich will einen Beruf lernen und nicht weiter zur Schule gehen«“, so Thomas Wolf. Wenn er aus seinem Alltag berichtet, wird deutlich, wie nah er an der Erlebniswelt seiner Schüler dran ist. „Momentan ist das Interesse an Pflegeberufen so hoch wie nie. Unter den Interessenten befinden sich ein drittel Jungs“, erzählt er. Zudem stehe er auch mit ehemaligen Schülern in Kontakt. „Wenn ich höre, dass unsere Abgänger bei Opel oder Hörmann gerne zur Arbeit gehen, macht mich das stolz“, so Thomas. Es ist diese Beziehung zwischen Lehrern und Schülern, die Schulleiterin Sabine Reich als wesentlich für eine gute pädagogische Arbeit ihrer Schule empfindet. „Auf diese Weise bekommen wir 98 Prozent der Schüler gestärkt“, freut sich die Schulleitern. 

 

Von Lehrern und Schülern gleichermaßen vermisst wurden kleinere, ortsansässige Handwerksbetriebe. Diese schickten teilweise aufgrund der hohen Arbeitsbelastung keine Vertreter. Für Ideen, auch solche Unternehmen mit den IGS-Schülern zusammenzubringen, sei man sehr offen, denn ein Ende der Kooperation in Sachen Ausbildung ist nicht abzusehen. 

Axel S.


„Lehrer erkennen Potentiale auch unabhängig vom Schulstoff und melden das den Schülerinnen und Schülern zurück.“

Sabine Reich

Schulleiterin der IGS-Mainspitze



Das Spektrum der Ausbildungsstellen umfasst:

Bauwirtschaft | Automobilindustrie | Metallbau | Großhandel | Lebensmitteleinzelhandel | Gastronomie | Werbemittelherstellung | Versicherungsbranche | Altenpflege | Verwaltung | Bundespolizei | Bundeswehr




27.10.2022