Seit 16 Jahren besucht Jennie den Gottesdienst im Dominikanerkloster in Frankfurt. Die Klinikseelsorge der Uniklinik wies sie auf die jährliche Veranstaltung am zweiten Sonntag im November hin, als ihre sechs Monate alte Tochter starb. Zum ersten Mal bereitet sie diesen Gedenkgottesdienst mit vor. „Jetzt fühle ich mich bereit dafür“, sagt die zweifache Mutter.
Im Alter von 19 Jahren brachte Jennie ihre Tochter Celina-Chiara zur Welt. Vier Wochen nach der Geburt kam ihr Kind wegen einer Erkrankung in die Frankfurter Uniklink. „Ich wohnte mit meiner Tochter fünf Monate lang im Krankenhaus, bis sie starb“, erzählt Jennie. Die Offenheit, mit der sie über den Tod ihrer Tochter Celina-Chiara spricht, ist ihr ein persönliches Anliegen. „Es ist ein Tabuthema, das todgeschwiegen wird. Ich erlebe oft Scheu und schnelle Themenwechsel, wenn es um das Sterben von Kindern geht. Ich möchte, dass sich das ändert, damit sich Menschen, wie ich nicht ausgegrenzt fühlen“, sagt sie.
„Es gibt einen Raum, da kann man hingehen und ist nicht alleine“
Am »Gedenkgottesdienst für gestorbene Kinder« in der Heiliggeistkirche schätzt Jennie die grenzenlose Freiheit, trauern, lachen und weinen zu können – und diese Emotionen mit anderen Eltern, Großeltern, Kindern und Geschwisterkindern zu teilen. „Ich bin dankbar, dass es diesen Gottesdienst gibt“, betont die Mutter.
Auch in ihrem Berufsleben als Pflegedienstleitung einer Einrichtung für Senioren fällt ihr immer wieder auf, welchen Wert es für Menschen hat, sich über den Tod von Kindern auszutauschen: „In Gesprächen erfahre ich hin und wieder, dass einige ihre Söhne und Töchter im Krieg verloren und einfach weitermachten. Darüber zu sprechen kam nicht in Frage.“ Jennie wechselt in solchen Begegnungen bewusst nicht das Thema, sondern fragt nach und hört zu. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es besser ist, die Unterhaltung fortzusetzen.“
Im jährlichen November-Gottesdienst für gestorbene Kinder wird immer gefragt, wer die kommende Veranstaltung mitgestalten möchte. „16 Jahre lang war meine Trauer noch so extrem, dass ich mir nicht hätte vorstellen können, vor Leuten zu sprechen. In diesem Jahr bereite ich den Gottesdienst zum ersten Mal mit vor. Ich möchte dazu beitragen, den Tod von Kindern aus der Tabuecke herauszuholen.“ Der Einladung zum Gedenkgottesdienst fügt sie bei, dass auch Männer herzlich willkommen sind. In den vergangenen Jahren fiel ihr immer wieder auf, dass mehr Mütter und Großmütter mitfeiern, als Väter und Großväter. Auch hier wünscht sich Jennie eine Weiterentwicklung.
Axel S.
Herzliche Einladung an alle,
die um Kinder trauern
Gedenkgottesdienst für gestorbene Kinder am Sonntag, 12. November, um 16 Uhr
Evangelische Heiliggeistkirche im Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Straße 23, Frankfurt am Main, S- und U-Bahnstation: Konstablerwache
Infos: www.gedenkgottesdienst-ffm.de
Anlaufstellen: Evangelische und Katholische Klinikseelsorge | Initiative Regenbogen „Glücklose Schwangerschaft“ e.V. | Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst Frankfurt/Rhein-Main
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