Der Wörthersee war ihr Schicksal; denn eigentlich wollte die 18-jährige Hamburger Deern Christine zum ersten Mal alleine reisen, ins Jugendheim nach Kärnten. Doch das Angebot von „Fahr mit“ war ausgebucht. Und deshalb ging es ins Montafon und schon im Zug bei Mainz traf sie auf den „doppelten Manfred“. Auf einer Zwei-Tages-Tour übernachtete die Wandergruppe im Matratzenlager einer Alm, „und mit dem einen Manfred teilte ich das Kopfkissen, mit dem anderen die Decke.“ Übrig blieb Manfred Stotz und 1974 war die Hochzeit. Aber ganz so einfach war das nicht, bis sie räumlich zusammenkamen. Schon im Zug zurück, erzählt Christine Stotz, „habe ich nur noch geheult“, und in jeder Mittagspause bei der Dresdner Bank in der Hansestadt, blockierte sie eine der gelben Telefonzellen, um „bis zum Ende des Kleingelds“ mit ihrem Liebsten zu sprechen.
Nachkriegskinder von Eltern mit Fluchterfahrung
Der „Härtetest“ für das Nordlicht folgte als sie ihre Arbeitsstelle wechselte und nach Mainz zog, mitten in der fünften Jahreszeit und im Angesicht eines Fastnachtsumzugs. Ein Kulturschock! Gemeinsamkeiten der Eltern in der Nachkriegszeit prägte das Paar, Christines Mutter war Sudetendeutsche, der Vater lag lange im Lazarett, Manfreds Mutter flüchtete aus dem Egerland, der Vater kam erst zwei Jahre nach dem Krieg aus amerikanischer Gefangenschaft. Seine Familie siedelte von Gustavsburg nach Bischofsheim, zunächst zu Onkel und Tante, die einen „Kolonialwarenladen“ in jenem Haus am Böckler-Platz betrieben, in dem heute griechische Speisen angeboten werden. Die goldene Hochzeit wurde im Zwei-Familienhaus, schräg gegenüber, welches die Eltern erbauten, mit Sohn Martin, Tochter Julia und dem Enkel gefeiert.
Ehrenamtliches Engagement in Kommune und Kirche
Manfred Stotz studierte Jura in Mainz, war Referendar bei Rechtsanwalt Wolfgang Schütz und Justitiar bei Landrat Willi Blodt bevor man ihn zum Staatsanwalt in Frankfurt am Main berief. Dort war er zunächst für Rauschgiftdelikte, dann für Wirtschaftskriminalität zuständig, bevor er der erste Leiter der Abteilung Umweltstrafrecht wurde. Ihm ist es wichtig, gerade im Jahr des 75-jährigen Jubiläums des Grundgesetzes, auf die Unabhängigkeit von Justiz und Presse hinzuweisen. Deshalb habe er sich auch in der Sozialdemokratie engagiert und war drei Wahlperioden Mitglied der Gemeindevertretung. Christine Stotz war 16 Jahre Vorsitzende des Pfarrgemeinderates der Katholischen Kirche, singt im Chor von Christkönig und betont voller Stolz die Aktivitäten im „Ökumenischen Ausschuss“. Vielen in der Gemeinde ist sie zudem bekannt als freundliche und kundige Mitarbeiterin der Bücherei.
„Nehmt uns mit, wo alles begann.“
Viele gute Erinnerungen werden bei unserem Gespräch ausgetauscht, die französischen Freundschaften, die Konzerte in der Kirche oder jüngst beim Kultursommer im Rosengarten. Von der Liebe zu Dänemark muss noch die Rede sein; denn wer Christine Stotz auf Facebook folgt, kennt die Posts von Meer und Möwen und somit das zweite Zuhause der beiden. Und auch dort wird gelesen. Während Manfred Stotz seine literarische Bildung in der Werksbücherei der MAN erfahren durfte, hatte seine Frau großes Vergnügen bei den Lesekreisen im Palazzo. Nächstes Jahr geht es erneut ins Montafon; ein Geschenk der Kinder, mit dem Wunsch: „Nehmt uns mit, wo alles begann.“
Professor Dr. Wolfgang Schneider
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