Nachgefragt: Was steckt hinter den „Differenzen“ mit der Verwaltung?

„Die Kommunikation zwischen Vereinen und Verwaltung muss verbessert werden“, sagen viele nach der Podiumsdiskussion der Dachverbände zur anstehenden Bürgermeisterwahl. Schon der Zustand des Veranstaltungsortes selbst warf Fragen nach der Pflege des Hauses auf, denn das Gustavsburger Bürgerhaus war nicht geheizt (mehr über die Diskussions-Veranstaltung der Dachverbände siehe Seite 9). Bereits im Vorfeld klagte u.a. die Tanzabteilung des TV Gustavsburg über erschwerte Traingsbedingungen im Bürgerhaus Gustavsburg, weil eine übermäßige Belegung zu häufigen Trainingsausfällen führe und der große Saal manchmal mit Stuhlreihen ausgestattet sei, die vorm Training weggeräumt werden müssen. Auch die Platzpflege der Gustavsburger Sportanlage war Thema. Hier befürchten Mitglieder des TV Gustavsburg, dass durch Nachlässigkeit dauerhaft höhere Kosten entstehen könnten.

Um diesen Artikel nicht auf „Hörensagen“ aufzubauen, sprachen wir mit Vereinsaktiven und formulierten Fragen an die Stadtverwaltung.

 

Vereinsaktive sind wertschätzend

Um bei den Vereinen nachzufragen telefonierte Axel (von dieser Zeitung) mit dem Leiter der Tanzabteilung des TV Gustavsburg und einem Aktiven, der sich auf der Sportanlage engagiert. Sie hätten es leicht gehabt, im vier-Augen-Telefonat auf die Stadtverwaltung zu schimpfen, doch sie taten es nicht. „Vor kurzem war die Seife in der Sportanlage leer– ein Anruf beim Bauamt genügte und es wurde sich darum gekümmert“, oder „dass wir aufgrund von Wahlen das Bürgerhaus nicht nutzen können versteht jeder“, sagten die Ehrenamtler. Dass aber gerade nach coronabedingten Lanzeitausfällen im zweiten Halbjahr 2021 das Tanztraining an 17 Tagen nicht stattfinden könne, belaste die Vereinsarbeit schwer. „Wenn dann noch vorher Stühle weggeräumt werden müssen, kostet uns das weitere 15 Minuten wertvolle Trainigszeit“, so die Tanzabteilung des TVG.

Auch zum Thema „Pflege der Gustavsburger Sportanlage“ spricht das Herzblut aus den Vereinsaktiven. 

„Wir engagieren uns auch finanziell. Zum Beispiel wurde die Regupol-Bahn für die Hochsprunganlage für 4200 Euro vom Verein finanziert und dazu auch die benötigte Regenhaube und Sandgrubenabdeckung angeschafft. Vereinbart ist, dass die laufende Wartung die Stadt übernimmt. Und das ist wichtig, damit die Anschaffungen lange halten“, so die Stellungnahme des TVG, wobei der Ehrenamtler hinzufügt: „Die Mitarbeiter der Verwaltung sind in der Regel zuvorkommend und natürlich auch von den bewilligten Geldern abhängig“.

 

Bürgermeister antwortet

Seitens der Stadtverwaltung antwortete der Bürgermeister persönlich auf die Fragen – allerdings erst nach Redaktionsschluss. Hier der Dialog:

 

Sportanlage Gustavsburg

Der TV Gustavsburg hält ein häufigeres (in den Sommermonaten monatliches) Abziehen der Laufbahn für wichtig. „Die Pflege habe in den letzten 15 Jahren kontinuierlich nachgelassen“, so der Verein.

Neues aus der Mainspitze (NAMS): Wie steht die Stadtverwaltung zu dem Wunsch, den Platz öfter abzuziehen? Ließ die Pflege auch aus Sicht der Verwaltung in den letzten 15 Jahren nach? Wenn ja, gibt es dafür Gründe? Wie häufig wurde der Platz in diesem Jahr abgezogen? Was müsste passieren, um die Pflege des Platzes zu intensivieren?

Bürgermeister Thies Puttnins-von Trotha (BGM): Es trifft nicht zu, dass die Verwaltung die Pflege der Laufbahn und des Tennenplatzes in den letzten 15 Jahren vernachlässigt hat. Bis vor der Corona-Pandemie wurden die Laufbahn und die Tennenspielfläche regelmäßig – in 14-tägigem Rhythmus – mit dem Traktor und einem Schleppnetz abgezogen. Des Weiteren wurde auf der Laufbahn das Unkraut per Hand gehackt, da es sich mit Maschinen nicht entfernen lässt. Das Abziehen der Flächen ist wie bei allen Außenmaßnahmen witterungsabhängig.

Seit Ausbruch von Corona wurde die Pflege weitestgehend zurückgefahren. Nach Lockerung der Auflagen und Öffnung der Sportanlagen hat die Verwaltung die Pflege wieder aufgenommen, jedoch aufgrund der bestehenden Haushaltslage (vorläufige Haushaltsführung bis ins 3. Quartal und beschlossenen 3,5 % Kürzungen bei den Sach- und Dienstleistungen) reduzieren müssen. Durch die Reinigung und das Abziehen der Tennenflächen entstehen der Stadt jährliche Kosten in Höhe von ca. 100.000 Euro allein für die Sportanlage in Gustavsburg.

Um die Platzpflege zu intensivieren, benötigt die Stadtverwaltung die finanziellen Mittel, die auf Grund der aktuellen Haushaltslage nicht in dem Maße wie in den Vorjahren vorhanden sind.

 

Bürgerhaus Gustavsburg

Der TV Gustavsburg vermeldet als Dauernutzer des Bürgerhauses (Saal) Einschränkungen beim Trainingsbetrieb. Der Saal sei wegen Aufbau, Abbau und Veranstaltungen der Stadtverwaltung gesperrt. Zudem habe die Verwaltung informiert, dass Mobiliar vor dem Training weg und im Anschluss wieder hingeräumt werden solle, was die Vereinsarbeit erschwere. 

NAMS: Gibt es derzeit Einschränkungen im Bürgerhaus, die es früher nicht gab? Wenn ja, welche? Warum? Ist es korrekt, dass es eine Nachricht an die Nutzer gab, Tische und Stühle hin- und herzuräumen? Wenn ja, was sind die Gründe?

BGM: Es gibt Veranstaltungen der Stadt, die Vorrang haben, zum Beispiel Wahlen, für die mit entsprechendem Vorlauf ein Auf- und Abbau erforderlich ist oder auch Kulturveranstaltungen des Kulturbüros.

Die Thematik der Bestuhlung war bis vor der Corona Pandemie und der zum damaligen Zeitpunkt vorhandenen Wirtin kein Problem.

Bei der Bestuhlungsfrage trifft uns, wie in vielen anderen Bereichen auch, die finanzielle Lage der Stadt. Den Wunsch eines Hausmeisters können wir derzeitig nicht bedienen. Gelder sind für einen Hausmeister im aktuellen Haushalt nicht vorgesehen.

Wir erkennen, dass die dauerhafte vollständige Bestuhlung nicht praktisch ist, reduzieren diese und stehen diesbezüglich mit dem Dachverband SKB im Austausch.

Wir als Stadtverwaltung werden bzgl. der Thematik der Bestuhlung Anfang des nächsten Jahres zu einem gemeinsamen Termin mit den Nutzern des Bürgerhauses Gustavsburg einladen und können dann auch über die Belegung des Bürgerhauses sprechen.   

NAMS: Bei der Veranstaltung am vergangenen Wochenende soll das Bürgerhaus nicht geheizt gewesen sein. Wer ist für das rechtzeitige Einschalten der Heizung zuständig? Gibt es einen Defekt? Wenn ja, kann dieser behoben werden?

BGM: Das Bürgerhaus wird grundsätzlich, weil auch fast täglich wechselnde Nutzer im Bürgerhaus sind, durchgeheizt, da ansonsten der Saal nicht warm zu bekommen wäre.

Es sind zwei sehr alte Heizkessel im Einsatz, davon einer auf Heizöl-Basis. Dieser hatte eine Störung, die bis heute nicht ausreichend behoben werden konnte. Für diese alten Systeme Ersatzteile zu beschaffen, wird zunehmend schwieriger.

Im Jahr 2021 wurden für den Betrieb des Bürgerhauses rund 54.000 Euro für Sach- und Dienstleistungen verausgabt. Darin enthalten sind alle Reparatur- und Energiekosten, die Reinigung, die Versicherung und weitere Aufwendungen. Der Beschluss der Stadtverordnetenversammlung, 3,5% bei den Sach- und Dienstleistungen einzusparen, macht es noch schwieriger die veraltete Technik instand zu halten.

 

Leider konnten wir aufgrund der Kurzfristigkeit der Antworten hierzu kein Feedback der Vereinswelt mehr einholen und in diesem Beitrag darstellen. Aus den vorab geführten Gesprächen lässt sich nur sagen, dass die Argumentation, Veranstaltungen des Kulturbüros hätten Vorrang und dürften daher geplante Veranstaltungen oder Trainings der Vereine aus dem Bürgerhauskalender verdrängen, nicht auf Zustimmung stößt und eine Rückfragen lauten könnte: Warum ist die Arbeit des Kulturbüros wichtiger als die der Vereine, denn „gerade in Zeiten knapper Kassen macht es sowohl aus Sicht der Verwaltung, als auch aus politischer Sicht Sinn, kulturelle Angebote von Vereinen zu unterstützen und zu priorisieren, bevor die Verwaltung für eigene Aktionen Geld ausgibt“.

 

Fortsetzung folgt – die Redaktion bleibt am Thema dran!



11.11.2021