Samtweicher Jazz der Spitzenklasse in den Burg-Lichtspielen Gustavsburg

Wer sich Ende Januar spontan für das Konzert des Oliver Leicht Quartets entschieden hatte, musste schon etwas Glück mitbringen, denn die Veranstaltung im Rahmen der Reihe „Jazz im Kino“ war bereits im Vorfeld ausverkauft. Mit etwas Glück kamen die Jazz-Enthusiasten doch noch in die Burglichtspiele in Gustavsburg - und damit voll auf ihre Kosten.

Oliver Leicht und seine Mannen präsentierten in bester Clubatmosphäre melodischen Modern Jazz vom Feinsten. Dazu trug nicht unwesentlich die Klarinette als Lead-Instrument des hauptberuflich bei der renommierten HR-Big Band wirkenden Jazzmusikers bei. Olivver Leicht versteht es mit der Klarinette in Jazzgefilden umzugehen wie kaum ein anderer. Butterweich im Sound bestimmt die Klarinette auch indirekt die Arrangements der Band, deren Mitglieder sehr musikalisch aufspielten – auch hier allesamt hochkarätige Musiker: Mit Hendrick Soll an den Tasten, Matthias Eichhorn am Bass und Jens Düpper am Schlagzeug zeigte die Band, wie leise und druckvoll zugleich man den Jazz der Nachkriegszeit inszenieren kann. Raffinierte Arrangements großer Big Band Klassiker zeigten ihre Wirkung auch in Mindestbesetzung. Bei dem Jazzstandard „Four Brothers“ musste man schon genau hinhören, bis das Thema kam, dafür gab es einen interessanten Ausflug im Muster des Kontrapunkts nach Johann Sebastian Bach. Samtig und farbenreich – das war das Konzert, zu dem auch die im Jazz äußerst selten eingesetzte Alt-Klarinette mit ihrem dunklen, weichen Ton beitrug und manchen Jazzkenner einen wohligen Ah-Effekt bereitete.

Kurz: hörens- und sehenswert.

Ralf Nussbeutel



03.02.2022