Eigentlich befindet sich die Nachmittagsbetreuung für Gustavsburger Grundschüler in der Georg-August-Zinn-Schule. Aufgrund dortiger Umbauarbeiten zu einer Kindertagesstätte zieht die Schulkinderbetreuung (kurz: Schuki) übergangsweise – voraussichtlich bis Sommer – in die Räumlichkeiten der ehemaligen Bürgerhaus-Gaststätte. Obwohl die Planungszeit kurz war, die neue Raumknappheit das Trennen der Jahrgänge als Corona-Maßnahme unmöglich macht und das Schuki-Team ein neues pädagogisches Konzept erarbeiten musste, wirkt die Stimmung positiv.
„Nur weil wir ein gutes Team sind, konnten wir den kurzfristigen Umzug so unkompliziert bewältigen“, erzählt Annelise Kemeter, die bei der Gestaltung des neuen Anmeldebereichs ihre persönliche Disney-Begeisterung voll auslebte und im kommenden halben Jahr die Kinder im ehemaligen Bürgerhaus-Restaurant zwischen Micky Mäusen und dem Gaststätten-Tresen begrüßen wird. Es ist diese Authentizität und Kreativität der Eltern und Betreuer, die die verwahrlosten Bürgerhaus-Räume in einen sympathischen Ort mit Aufenthaltsqualität für Kinder verwandelten.
Im Dezember erhielt die Schulkinderbetreuung von der Stadtverwaltung die Info, dass sie von Februar bis Sommer ins Gustavsburger Bürgerhaus umziehen müsse. Auch wenn schon länger im Raum stand, dass die Betreuung wegen des KiTa-Ausbaus mit Veränderungen zu rechnen habe, sorgte die Kurzfristigkeit für Turbulenzen. In rund einem Monat galt es, die Gaststätte mit den Nebenräumen, dem Garten und der angegliederten Wohnung kindergerecht umzugestalten und ein pädagogisches Konzept zu erarbeiten, das mit den reduzierten Platzverhältnissen zurecht kommt. Während in der Zinn-Schule die Kinder – um das Corona-Ansteckungsrisiko zu minimieren – in Jahrgänge unterteilt waren, nutzen in der neue Location aus Platzmangel alle Kids alle Bereiche, was das Team der Schulkinderbetreuung mit gemischten Gefühlen kommentiert: „Die Kinder können dort viel mehr Freiraum genießen, was ihnen nach zwei Jahren starker Beschränkungen sicher gut tun wird. Dennoch finde ich den Zeitpunkt sehr ungünstig“, sagt Katarzyna Hoffmann mit Blick auf die steigenden Coronainfektionen. Auch Betreuerin Semra Aslan ist dieser Meinung: „Schade, dass wir die 90 Kinder mischen müssen, da die Inzidenzzahlen zu hoch sind.“ „Seit zwei Jahren predigen wir den Kindern, wie wichtig der Abstand zu anderen ist und ich bin gespannt, wie wir ihnen jetzt erklären, dass wir diesen nicht mehr brauchen und sie sich – sogar anders als in der Schule – vermischen dürfen“, gibt Svenja Neuroth zu bedenken, die sich dennoch auf das offene Konzept freut, denn „man kann mit unterschiedlichen KollegInnen zusammenarbeiten und hat die Möglichkeit, alle Kinder besser kennenzulernen und mit ihnen zu spielen.“
Als nicht unproblematisch sehen Teamer der Schulkinderbetreuung auch die Verkleinerung des Außenbereichs. „Die Kinder kommen ja nach der Schule, wo sie die meiste Zeit auf Stühlen sitzen, zu uns und brauchen Bewegung“, sagt Vera Gayhoff. Grundlegend mehr Stabilität für die Schuki wünscht sich Christiane Bechtel: „Es ist durch den Umbau der Gustav-Brunner-Schule nicht möglich, einmal richtig anzukommen. Wir müssen oft Übergangslösungen finden und natürlich das Beste aus den Situationen machen.“ Auch Annelise Kemeter hätte sich einen andern Zeitplan gewünscht und fragt: „Hätte man nicht warten können, bis die Gustav-Brunner-Schule fertig umgebaut ist und wir wieder zurückgehen?“
Eltern helfen – Schwiegerväter auch
„Bedanken möchte ich mich bei den jetzigen und zum Teil ehemaligen Eltern und dem Vorstand der Schulkinderbetreuung“, betont Lynda Oberfrank, die sich sicher ist, dass ohne dieses Engagement der Umzug nicht möglich gewesen wäre. Mit vereinten Kräften gestalteten sie aus der Kneipe eine Kreativecke, richteten hinter der Bar den Spieleverleih ein und schufen im Marmorsaal einen offenen Bereich mit Tischtennis, Kicker und Billard-Tisch. In die ehemalige Wohnung zog eine Legostation, ein Zockzimmer und Leseraum ein. Und natürlich fehle auch die Küche mit Esstischen nicht, wie die Vorsitzende des Vereins Sabrina Gitter beim Rundgang erläuterte. Mit Herz und Verstand unterstütze sie das Umzugsprojekt, was unter anderem an ihrer Dankbarkeit gegenüber den zahlreichen Helfern deutlich wird: „Sechs Mütter verschönern heute den Bürgerhaus-Garten sowie die Küche und vier Väter bereiten die Räume in der Zinnschule für den »Winterschlaf« vor. Außerdem kümmerte sich mein Schwiegervater um Renovierungsarbeiten“, so Sabrina, während sie auf einen dekorativen rosa Streifen an der Wand zeigt.
Sabrinas Dank gilt auch den Mitarbeitern der Stadtverwaltung und des Bauhofs. „Am Anfang dachte ich »Oh Gott, dass uns das so spät gesagt wurde ist nicht fair«. Nachdem ich nun intensiv mit Gregor Anger vom Jugendbüro und Detlev Tausch und Michael Fusco vom Gebäudemanagement zusammen arbeitete, kann ich sagen, dass wir nach Kräften unterstützt wurden. Der Bauhof wurde für Transportarbeiten beauftragt und Herr Fusco war so hilfsbereit, dass ich ihn am liebsten adoptieren würde“, so Sabrina.
„Wir haben das Beste daraus gemacht und es ist schön geworden“
– lautet das Fazit des Schuki-Teams. Und ja – sie können sich zurecht auf die Schulter klopfen: Wie in den vergangen zwei Pandemiejahren hat es das Team um Leiter Marcus Ruffini wieder geschafft, Veränderungen als Chance zu begreifen, sympathische Lösungen zu finden und das Wohl der Kinder als oberste Priorität unangetastet zu lassen. Etwas traurig stimmt viele Beteiligte, dass neben der Unterstützung durch Verwaltungsmitarbeiter leider keine öffentliche Wertschätzung durch das Stadtoberhaupt ankam. Zu Nicht-Corona-Zeiten standen für solche Fälle beispielsweise Einweihungsfeiern auf der Tagesordnung. Aber wer weiß: Der Frühling kommt, die Tage werden wärmer und der Bürgerhausgarten ist groß. Vielleicht plant der Bürgermeister ja schon ein Dankeschön-Grillfest und die 90 Betreuungskinder, deren Eltern und das Team wissen es einfach noch nicht. Sollte er dies tun, erfahrt ihr es bei uns als erstes! Und für alle Fälle: Danke, liebe Schulkinderbetreuung fürs Nerven behalten, Positiv denken und Lösungen finden.
Axel S.
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