Vor über 70 Jahren eröffnete Hilde Helmschmidt (geborene Dupper) (†) ein Fachgeschäft für Miederwaren. Mit Leidenschaft und Fleiß überwand die damals 23-jährige Unternehmerin Vorurteile und finanzielle Engpässe.
Jahrzehnte lang ermutigte sie Frauen, „es sich mit besonderen Stoffen auf der Haut einfach schön zu machen“ und etablierte damit ein Traditionsgeschäft in Bischofsheim. Mit ihrer Begeisterung steckte sie nicht nur Kundinnen, sondern auch ihre Tochter an. „Ich interessierte mich schon als kleines Mädchen für den Beruf meiner Mutter und lernte deswegen Einzelhandelskauffrau“, erinnert sich Inge Tschetschel, die heute das Geschäft in der Mainstraße 9 betreibt. Viel Spaß mit diesem Rückblick über eine zielstrebige Frau, die ihre Vision verfolgte und Veränderung mit offenen Armen begrüßte.
„Dessous, Wäsche und Bademoden“ steht heute auf der Leuchtreklame am Schaufenster wo man früher das Schlagwort „Miederwaren“ las. Obwohl sich Bezeichnungen, die Einrichtung und die Mode im Laufe der Jahre änderten, blieb eine Sache immer gleich: Auf allen Werbemitteln steht – nach wie vor – „Hilde Helmschmidt“.
„Man kann die Arbeit von Jahrzehnten nicht wegwischen“, sagt Inhaberin Inge Tschetschel voller Respekt vor der Lebensleistung ihrer Mutter. „Sie hat sich das alles selbst erarbeitet und ging damals keinen einfachen Weg.“ Nach einer Ausbildung zur Korsettschneiderin im Familienbetrieb ihres Cousins in Rothenburg ob der Tauber, baute Hilde mit kleinsten und einfachsten Mitteln die Damenwäsche-Boutique auf. 1951 öffnete sie erstmals die Ladentür in der Bischofsheimer Mainstraße und wurde aufgrund ihrer guten Beratung schnell weiterempfohlen. Die Produktauswahl orientierte sie stets am Puls der Zeit. Ihr Sortiment entwickelte sie so, dass jede Dame fündig wurde. Bis heute lockt die kleine Boutique Kundinnen von über dem Rhein und aus dem Taunus nach Bischofsheim.
1998 übernahm ihre Tochter Inge das Geschäft. Eine Entscheidung, die bereits in ihrer Jugend reifte. „Für mich sind das die schönsten Dinge des Lebens. Es geht darum, sich wohl zu fühlen, schön auszusehen und der Haut etwas Gutes zu tun“, sagt die Inhaberin, die sich nach der Übernahme immer über die Hintergrundhilfe ihrer Mutter freute. „Sie war einfach ein alter Hase und beherrschte das Metier aus dem Effeff“. Den über 70 Jahre andauernden Erfolg führt sie auf die Offenheit ihrer Mutter zurück. „Es veränderte sich viel. Die Qualitäten wurden sensibler und die Designs freizügiger – kein Vergleich zu früher. Meine Mutter war immer offen für diese Veränderungen, so war sie stets am Puls der Zeit“, so Inge Tschetschel, die – wie ihre Mutter – ihre Augen immer offen hält, um schöne, neue Produkte aus dem Bereich Dessous, Wäsche und Bademoden zu entdecken.
Übrigens: Wer vermutet, dass der Name der mittlerweile verstorbenen Gründerin die Leuchtreklame und Werbeanzeigen nur ziert, weil diese noch von 1951 stammen, irrt. Inge Tschetschel passte die Ladeneinrichtung und Werbegestaltung natürlich an den Puls der Zeit an und behielt den Namen „Hilde Helmschmidt“ aus dem selben Grund, aus dem ihre Mutter das Geschäft einst eröffnete: reine Überzeugung!
Axel S.
Am 12. November 1949 bestand Hilde Helmschmidt ihre Gesellinnen-Prüfung mit den Noten „sehr gut“ (Praktische Prüfung) und „gut“ (theoretische Prüfung).
Am 9. November 1951 nahm sie der Ortsgewerbeverein Bischofsheim auf – eine Mitgliedschaft, die die heutige Inhaberin Inge Tschetschel fortführt, weshalb die Mitgliedskarte auch nicht zurückgegeben wurde (siehe letzte Zeile). Auffällig ist, dass der Vordruck der damaligen Karte keine weiblichen Mitglieder vorsah. Das Wort „Herr“ wurde per Schreibmaschine mit dem Buchstaben „X“ unkenntlich gemacht und das Wort „Frau“ nachträglich eingefügt.
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