Schriftliches Interview mit den Parteien von Bischem

Januar 2021

Ausnahmsweise findet ihr auf dieser Doppelseite zum Start des Kommunalwahljahres zwei schriftliche Interviews jeweils mit den politischen Vertretern von Bischofsheim und Ginsheim-Gustavsburg. Die Videointerviews starten kommende Woche (mit Bischem). Ab dann wechseln wir pro Ausgabe wieder zwischen verschriftlichtem Videointerview und „schwarz auf weiß“ ab.

Danke an alle, die uns Fragen für Politik to go gesendet haben. Wir geben uns Mühe, alle Themen in den Sendungen und der Zeitung zu behandeln.

Die Fragen und Antworten rund um Bischofsheim findet ihr auf dieser Seite. Das Interview mit den Kommunalpolitikern von GiGu ist auf der gegenüberliegenden Seite abgedruckt.

 

Neues aus der Mainspitze fragt: Bischofsheim ist jetzt Fair Trade Gemeinde. Hältst du dies für unterstützenswert? … und wenn ja, wie kann der Ein- und Verkauf von fair gehandelten Produkten in Bischofsheim weiter ausgebaut werden?

 

Ute Rothenburger (BFW): Sowohl um das Fair Trade Label zu erhalten, als auch um es behalten zu können ist ein nicht unerheblicher Verwaltungsaufwand nötig. Diese Energie könnte unseres Erachtens besser eingesetzt werden. Fair Trade ist wichtig, noch wichtiger wäre allerdings, lokal einzukaufen und die ländlichen Betriebe in der Gemeinde zu unterstützen. Schlussendlich bestimmt der Verbraucher mit seinem eigenen Konsumverhalten das Angebot.

 

Karsten Will (SPD): Wir leben in einer Welt mit ungerechten Handelsstrukturen. Jede Fair Trade Gemeinde ist ein Zeichen für bessere Arbeitsbedingungen und gerechtere Löhne. Sehr gut, dass Bischofsheim jetzt endlich dabei ist. Wir sollten uns stärker im Fair Trade Bündnis „Rhein-Main“ engagieren und einen „Weltladen“ in unserer Gemeinde (wie in Raunheim oder Dornheim) gründen. Auch die Gemeinde muss sich bei jedem Einkauf am Prinzip der Nachhaltigkeit messen lassen.

 

Karin Wehner (GALB): Die Fair-trade-Initiative stammt von unserer Fraktion, wir haben den Weg zur Fair Trade Gemeinde maßgeblich gestaltet. Bei Lebensmitteln gibt es faire Produkte in jeden Supermarkt. Auch Kleidung, inklusive Berufskleidung, Blumen, Fußbälle und andere Produkte gibt es in der fairen Variante. Das müssen wir weiter bekannt machen. Die faire Alternative soll im Alltag ankommen: privat, in Vereinen, im Gewerbe.

 

Helmut Schmid (CDU): Bischofsheim ist die 715. Kommune, die das Fair Trade-Siegel trägt. Wir können das Projekt wirkungsvoll unterstützen, durch mehr Öffentlichkeitsarbeit und indem wir alle Vereine und Institutionen, die gesellschaftliche Treffen organisieren, bitten, hierfür fair gehandelte Produkte einzukaufen. Auch der neu anzusiedelnde Markt im Wingertspfad sollte Fair Trade-Artikel in das Sortiment aufzunehmen.

 

 

Neues aus der Mainspitze fragt: Mit welchen Parteien oder politischen Vereinen könnt ihr euch eine Kooperation bzw. Koalition für die nächste Legislatur vorstellen? Mit welchen schließt ihr eine Zusammenarbeit aus?

 

Ute Rothenburger (BFW): Diese Frage ist tatsächlich leicht zu beantworten: Wir können uns mit jeder Partei eine Zusammenarbeit vorstellen. Wir wollen die Stimme der parteiungebundenen Bürgerinnen und Bürger in der Gemeindevertretung sein. Ein Leitspruch von uns ist: „Einer guten Idee ist es egal, wer sie hat“. In diesem Sinne haben wir in den letzten Jahren gearbeitet und wollen dies auch in der nächsten Legislaturperiode tun. 

 

Karsten Will (SPD): Viele der Entscheidungen fallen bei uns mit der Zustimmung aller Fraktionen. In Bischofsheim kandidieren die Feinde der Demokratie nicht. Das ist sehr gut. Von daher muss in unserer Gemeinde die Zusammenarbeit mit jeder demokratischen Partei möglich sein. Sie ist es auch. Trotzdem haben wir natürlich politische Schwerpunkte – und die lassen sich, mit Blick auf die Wahlprogramme, am besten mit den Grünen (bei uns der GALB) durchsetzen.

 

Karin Wehner (GALB): Wir sind und waren zu sachlichen Kooperationen für die Umsetzung unserer Ziele bereit. Mit wem dies möglich ist, wird zunächst vom Ergebnis der Wahl abhängen. Wer mit uns ein Plus an gutem Klima – ökologisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich – erarbeiten will, der kann auf unsere Zusammenarbeit setzen. Wir schließen da keine Gruppe aus, haben aber aus Erfahrung Bedenken, ob das mit der BFW möglich ist.

 

Helmut Schmid (CDU): Da in Bischofsheim keine extremistischen Gruppierungen kandidieren, müssen Kooperationen zwischen allen Fraktionen möglich sein. Was tatsächlich möglich ist, wird sich in der Kompromissbereitschaft nach der Wahl zeigen. Schwierig ist es, mit Gruppierungen zu kooperieren, die, wie in der Vergangenheit geschehen, zu viele unumstößliche oder sogar sich gegenseitig ausschließende Positionen einnehmen.

 

 

Neues aus der Mainspitz fragt: Wie startet ihr in Zeiten von Corona in das Wahlkampfjahr? Was ist anders?

 

Ute Rothenburger (BFW): Kommunalwahlkampf ist grundsätzlich nicht einfach, in Corona Zeiten ist es noch schwerer, weil der Kommunalwahlkampf sich tatsächlich als „Luxusproblem“ in einer Zeit darstellt, in der wir mit gesundheitlichen und existenziellen Problemen zu kämpfen haben. Uns fehlt der persönliche Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern. Deshalb möchten wir hier auch einmal Danke sagen, dass durch „Neues aus der Mainspitze“ die Parteien die Möglichkeit haben, sich vorzustellen.

 

Karsten Will (SPD): Wir sind schon gestartet. Mit unserem Neujahrsgruß und am Samstag mit der „Digitalen Weinprobe“. Vieles machen wir im Netz, mit Plakaten und schriftlichen Informationen. Alle unsere KandidatInnen sind per Mail oder Telefon erreichbar. So ganz wollen wir aber auf den persönlichen Kontakt nicht verzichten – mit Abstand und unter Einhaltung der Coronaregeln.

 

Karin Wehner (GALB): Wo direkter Kontakt zu vermeiden ist, wird Wahlkampf ganz anders: Unser Neujahrsempfang fällt aus, Publikumsveranstaltungen, Wahlstände und Hausbesuche wird es nicht geben. Viel wird sich ins Netz und die sozialen Medien verlagern. Verschiedenste Formate sind da denkbar, aber damit sind nicht alle Menschen erreichbar. Zeitungen werden wir nutzen und auch Informationen in die Briefkästen bringen. 

 

Helmut Schmid (CDU): Wir halten es für nicht vertretbar, Gespräche von Person zu Person zu führen, z.B. an Infoständen. Daher wird sowohl die Verbreitung des Wahlprogramms als auch die Präsentation der Kandidatinnen und Kandidaten wesentlich über Medien und durch Plakatwerbung erfolgen. Erinnern werden wir die Bürger daran, wer konstruktiv für die Gemeinde gearbeitet hat und daher ihr Vertrauen verdient und wer nicht.

Ute Rotenburger

Fraktionsvorsitzende der Freien Wählergemeinschaft Bischofsheim (BFW)


Karsten Will

Spitzenkandidat der SPD Bischofsheim


Karin Wehner

Mitglied des Gemeindevorstandes und Spitzendandidatin der Grünen Alternativen Liste Bischofsheim (GALB)


Helmut Schmid

Mitglied des Gemeindevorstandes und Beisitzer der CDU Bischofsheim